Bomben-Report: So explosiv ist Sachsen

Dresden - Auch 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs liegen in Sachsen noch gefährlich viele Blindgänger, Geschosse und Munition unter der Erde. Sachsen gehört zu den noch besonders mit Munition belasteten Regionen in Deutschland.
"Sicher ist, dass die Kampfmittelräumung in Sachsen sogar noch viele Jahre fortgesetzt werden muss", sagte Jürgen Scherf, Sprecher des Polizeiverwaltungsamtes.
2014 gab es viel zu tun für den Kampfmittelbeseitigungsdienst.
Bis Dezember wurden rund 4,9 Tonnen Fliegerbomben unschädlich gemacht. Zahlen, wie viele Kampfmittel insgesamt geborgen wurden, sollen im Frühjahr vorliegen.
Allein zwölf Fliegerbomben wurden 2014 in der Dippoldiswalder Heide in der Nähe von Dresden entschärft oder gesprengt.

Erstmals kamen dabei mit Wasser gefüllte Tanks zum Einsatz, um die Wucht der Detonation abzufangen.
"Schon 2013 wurden hier elf Bomben in einer spektakulären Aktion in nur sieben Stunden entschärft", so Scherf. Die Geschosse stammen von zwei US-amerikanischen Fliegern, die bei schlechter Sicht im April 1945 zusammengestoßen waren.
Die Gegend sei daher ein Arbeitsschwerpunkt des Kampfmittelbeseitigungsdienstes, erklärte Scherf. 2015 soll die Beräumung fortgesetzt werden.
Im vergangenen August hielt ebenfalls ein schwieriger Einsatz mitten im Wohngebiet Dresden-Reick die Experten auf Trab: Fast 6000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen, nachdem bei Baggerarbeiten eine Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt wurde.
Rund 1200 Dresdner verbrachten die Nacht in Notunterkünften. Nach 15 Stunden gab es dann Entwarnung - die Bombe konnte entschärft werden.

2013 wurden 38 Bomben entschärft und 17 gesprengt sowie mehr als 165 Tonnen Kampfmittel geborgen - darunter Bombenblindgänger, Artilleriegeschosse sowie Munition. Insgesamt rückten die Bombenräumer 758 Mal aus.
Dort, wo noch Kampfmittel im Boden vermutet werden - wie etwa auf dem ehemaligen Luftschießplatz in Belgern (Landkreis Nordsachsen) - machen sich die Experten mit Magnetsonden auf die Suche.
Wird auf belasteten Flächen gebaut, werden die Bauarbeiten von privaten Kampfmittelräumern begleitet. "Darüber hinaus kommt es immer wieder zu Zufallsfunden", so Scherf.
Er mahnte, dass die Fundmunition auch nach Jahrzehnten nichts an Gefährlichkeit eingebüßt habe. "Wer den leisesten Verdacht hegt, sollte sofort die Polizei anrufen."
Fotos: Roland Halkasch, dpa