Sachsens peinlichster Bankräuber geschnappt

Leipzig/Dessau - Nach dem Sparkassen-Überfall am Montag im nordsächsischen Dahlen (MOPO24 berichtete) hat die Polizei einen alten Bekannten verhaftet: Endrik P. (41), Szenename „Kanone“!
Er soll das Geldinstitut um rund 50.000 Euro erleichtert haben, ist trotzdem Sachsens peinlichster Bankräuber.
Nicht der erste Coup, den Endrik vermasselte. Kugelrund und knallroter Kopf, der selbst durch Gesichtsmasken leuchtet - mehr Personenbeschreibung braucht es eigentlich nicht, damit erfahrene Ermittler auf „Kanone“ schließen.
Und so war es auch am Montag. Nur drei Stunden nach dem Sparkassen-Überfall in Dahlen holten Polizisten Endrik P. vor seiner Wohnung an der Leipziger Eisenbahnstraße ab.
Weil er auch für Raubüberfälle in Sachsen-Anhalt verantwortlich sein soll und die Staatsanwaltschaft dort seit Längerem ein Verfahren gegen ihn führt, wurde er nach Dessau überstellt.
Dort erließ ein Ermittlungsrichter Haftbefehl.
Die Akte "Kanone"

Die Akte „Kanone“, der auch für die Rockerzunft eine echte Schande darstellt: 2007 wollte Endrik P. bei den Berliner „Hells Angels“ anheuern. Die hielten ihn aber für ungeeignet.
Für die „Bandidos“ reichte „Kanones“ Können jedoch aus - sie machten ihn 2008 zum Mitglied. Der „Superrocker“ versuchte daraufhin, mit einer besonders sinnigen Mutprobe Eindruck zu schinden.
In voller „Bandidos“- Montur pinkelte er 2009 vor laufender Kamera an das Tor der Leipziger „Hells Angels“. Kurz darauf fand sich „Kanone“ mit zerstochenen Leisten, gebrochenem Arm und Schädeltrauma in der Klinik wieder.
Wie es dazu kam - daran kann er sich bis heute nicht erinnern. Nach der peinlichen Nummer nahmen die Bandidos „Kanone“ die Kutte ab und warfen ihn aus dem Club.
Auch im Leipziger Disco-Krieg spielte Endrik P. eine üble Rolle, verübte 2009 einen Brandanschlag auf das Privathaus des Chefs der Leipziger Türsteher.
Im November 2010 wurde er dafür zu 22 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.
Seinen iranischen und arabischen Disco-Krieg-Kumpels ist S-Klasse-Fahrer „Kanone“ treu geblieben, gehört bis heute deren multinationaler Straßengang „Brothers“ an.
Die Kripo hält sie für eine der Größen im Drogenhandel auf der Eisenbahnstraße.
Auch die Polizei in Rostock kennt „Kanone“. Nach einem Supermarktüberfall 2012 in der Hansestadt wurde er im Fluchtauto - einem auf seinen Namen gebuchten Leihwagen - geblitzt.
Und wieder verriet ihn sein markantes, an den jungen Schauspieler Gert Fröbe erinnerndes Gesicht.
Dieser Überfall und ein weiterer auf einen Markt im nordsächsischen Jesewitz sind Gegenstand einer aktuellen Anklage, über die vor Gericht noch nicht verhandelt wurde.
Fotos: Dirk Unger, DPA