Sie ist keine Pflegerin und trotzdem hilft sie Dresdens Alten

Claudia Windisch (38) ist die „Kümmerin“ der WGJ: Sie hilft Mietern persönlich vor Ort und koordiniert weitere Alltagshelfer.
Claudia Windisch (38) ist die „Kümmerin“ der WGJ: Sie hilft Mietern persönlich vor Ort und koordiniert weitere Alltagshelfer.

Von Hermann Tydecks

Dresden - Die Mieter in Dresdens Wohnstuben werden immer älter: Bei der Wohnungsgenossenschaft Johannstadt (WGJ) sind die knapp 8000 Mitglieder durchschnittlich 62 Jahre alt!

Damit nehmen auch Probleme zu: Schicksalsschläge, Vereinsamung, Hilflosigkeit. Eine genossenschaftliche „Kümmerin“ soll mit einem Heer aus Alltagsbegleitern helfen.

„Ich war so leer, konnte nicht mehr klar denken“, sagt Ursula Skat (83) aus Striesen mit zittriger Stimme und Tränen in den Augen. Der plötzliche Tod ihres Sohnes warf die Rentnerin im letzten Jahr aus der Bahn.

„Ich habe doch niemanden mehr.“

Genossenschaftlerin Ursula Skat (83) verlor ihren Sohn, war verzweifelt und überfordert. Die „Kümmerin“ half ihr den Schicksalsschlag zu bewältigen.
Genossenschaftlerin Ursula Skat (83) verlor ihren Sohn, war verzweifelt und überfordert. Die „Kümmerin“ half ihr den Schicksalsschlag zu bewältigen.

Dabei drängten schon die leidvollen Pflichten: Sie sollte die Bestattung organisieren, Wohnung räumen, Verträge des Verstorbenen kündigen. „Alleine hätte ich das niemals geschafft.“

Zum Glück stand ihr eine Frau zur Seite: Claudia Windisch (38). Die Sozialpädagogin arbeitet als „Kümmerin“ der WGJ.

„Wegen der Wohnungsrückgabe wurde ich auf Frau Skat aufmerksam, bot meine Hilfe an“, sagt die Kümmerin.

Und so begleitete sie die Rentnerin zu Ämtern, half den Handyvertrag zu kündigen, organisierte den Möbeltransport. „Ich kann ihr gar nicht genug danken“, sagt Ursula Skat heute.

„Meist melden sich alleinstehende Senioren bei mir oder Hausbewohner, die sich um andere Sorgen machen“, sagt Kümmerin Windisch. Für kleinere Hilfen koordiniert sie seit diesem Jahr 15 ehrenamtliche „Alltagsbegleiter“: Sie helfen den Senioren kostenlos beim Einkaufen, begleiten sie zum Gottesdienst oder Optiker.

Es seien aber keine Reinigungskräfte und auch keine Pfleger.

„Es geht darum, gemeinsam Zeit zu verbringen und den Alltag zu erleichtern“, so Frau Windisch. „Unsere Genossenschaftler sollen so lange wie möglich in ihrer Wohnung verbleiben dürfen.“

Fotos: Steffen Füssel

Titelfoto: Import