Älteste Dresdnerin (108) gestorben: Ihr sehnlichster Wunsch ging in Erfüllung

Dresden - Sie erlebte ein Zeitalter ohne Autos und elektrisches Licht. Nun ist Dresdens älteste Bewohnerin Lisbeth Exner mit 108 Jahren verstorben. Eine Botschaft wollte sie den nachfolgenden Generationen noch mitgeben.

Um 1943: Lisbeth mit Sohnemann Dietrich (damals 4).
Um 1943: Lisbeth mit Sohnemann Dietrich (damals 4).  © Repro Petra Hornig

Als sie das Licht der Welt erblickte, herrschte in Sachsen noch der König.

Lisbeth war am 20. Januar 1911 im niederschlesischen Rothwasser (Deutsches Kaiserreich) geboren worden, einige Monate bevor die Titanic vom Stapel lief.

1928 kam sie nach Dresden, heiratete ihren Fritz (1908-1989). Sie bekam drei Kinder, von denen zwei vor ihr verschieden.

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"Sie hat an 110 gedacht, jetzt starb sie jung mit 108", sagt Sohn Dietrich (80) im Stil seiner Mutter, die sich ihren Humor immer bewahrt hatte. So scherzte die rüstige Seniorin beim TAG24-Besuch im Januar: "Schlecht hören tue ich gut. Aber gut sehen tue ich schlecht ..."

Nach einem Krankenhaus-Aufenthalt baute sie in den letzten Wochen zunehmend ab. "Ihr Verstand war bis zuletzt brillant. Aber körperlich wurde sie schwächer. Wir spürten von Tag zu Tag, wie ihr Lebenslicht ausging", sagt Dietrich. "Die Familie konnte sich verabschieden. Vergangenen Donnerstag war dann ihr Zeitpunkt gekommen."

Lisbeth mit 50 Jahren im Jahr 1961.
Lisbeth mit 50 Jahren im Jahr 1961.  © Repro Petra Hornig

Lisbeth (10 Urenkel) erlebte so viel Leid und Freud. "Der Fernsehturm soll wieder öffnen", war an ihrem 107. Geburtstag ihr sehnlichster Wunsch - er scheint nun wahr zu werden. Wichtig war ihr auch, wählen zu gehen.

"Eine Partei hatte angefragt, ob sie bei einem Werbespot für die anstehende Europawahl mitmachen würde", sagt Dietrich.

Ihre Botschaft dafür hatte sie schon formuliert: "Wenn man so viel erlebt hat, da wünschte man, dass die Jugend von heute für die Kinder und Enkel von morgen wählen geht. Um zu garantieren, dass die Träume der Alten von einem friedlichen Europa und Deutschland für alle Zeiten verwirklicht werden ..."

Ende Mai wird Lisbeth auf dem Inneren Matthäusfriedhof (Friedrichstadt) beigesetzt.

Lisbeth mit 50 Jahren im Jahr 1961.
Lisbeth mit 50 Jahren im Jahr 1961.  © Repro Petra Hornig
Lisbeth Exner mit ihrem Sohn Dietrich (80) nach ihrem 107. Geburtstag.
Lisbeth Exner mit ihrem Sohn Dietrich (80) nach ihrem 107. Geburtstag.  © Petra Hornig

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