Lovoo-Skandal: Droht nun eine Klagewelle geprellter Kunden?

Von Eric Hofmann
Dresden - Zwei Chefs in Haft, Ermittlungen gegen zehn weitere Mitarbeiter und hunderttausende Euro Schaden: Der Dresdner Flirt-Firma Lovoo stehen harte Zeiten bevor.
Unzählige geprellte Nutzer machen sich bereits im Internet lautstark Luft. Sie beklagen den Betrug mit falschen Profilen, die nur dazu dienten, ihnen das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Droht nun der Dresdner Firma nach der Razzia eine Flut von Klagen geschädigter Kunden, wie etwa beim Infinus-Finanzskandal? Karsten Gulden (39), Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht aus Mainz bezweifelt das: „Prinzipiell hätte man auf zivilrechtlichem Weg einen Anspruch auf Rückzahlung.“
Aber der Aufwand entspräche kaum dem Nutzen. Denn Anwaltskosten wären um ein vielfaches höher als die von den Kunden geleisteten Zahlungen an Lovoo, so der Jurist.
Außerdem müsste man nachweisen, dass man wirklich einem dieser Betrugsprofile auf den Leim gegangen ist. „Man kann Strafanzeige stellen und dann über einen Anwalt Akteneinsicht beantragen“, so Gulden. Auf diese Weise kommt man vielleicht an die nötigen Beweise. So etwas dauert aber Wochen, wenn nicht Monate.
Obwohl die Ermittler derzeit von einer Schadenshöhe im höheren sechsstelligen Bereich ausgehen, werden die Geschädigten also leer ausgehen. Der Lovoo-Geschäftsführung drohen trotzdem bittere Strafen.
Hohn und Spott von der Netz-Gemeinde

Für die Strafe sorgt die Justiz, der Spott kommt aus dem Netz: Seit die Razzia gegen die Liebes-App "Lovoo" bekannt ist, ergießt sich kübelweise Häme über das einstige Vorzeige-Startup.
- "Alle 11 Minuten wird ein Single bei #Lovoo abgezockt? Ach nee, das waren ja die Anderen mit dem Spruch."
- "Starke Polizeikräfte sind beim Flirt-Portal #Lovoo ,eingedrungen‘. Genau mein Humor."
- "...und vorher wurde der Laden bestimmt umSingelt ;)"
- "Ich habe es auf #Tinder, #Lovoo und bei #parship versucht, aber etwas wirklich liebenswertes habe ich nur auf #Pizza.de gefunden"
Andere versuchen schon, Programmier-Profis von Lovoo abzuwerben: "Gleiche Haltestelle, nur 3min entfernt. Bitte keine Fake-Bewerbungen", twitterte Christian Wauer (39) von der Dresdner Firma "Kontext E".
"Gute Software-Entwickler sind rar, alle Firmen der Branche suchen", sagt er.
Fotos: PR, Twitter, Steffen Füssel