Er rettet das letzte Stückchen DDR in Dresden

Dresden - Egal ob Robotron-Areal, Pinguin-Café oder Fresswürfel: Stück für Stück verschwindet seit Jahren DDR-Baukultur. Mit der Neugestaltung der Gorbitzer Höhenpromenade drohte auch dort der Verlust sämtlicher DDR-Überbleibsel. Dass zumindest an einer Stelle das DDR-Flair erhalten blieb, ist einem einzigen Dresdner zu verdanken.
Seit 2010 kämpft Mathias Körner (38) für den Erhalt der speziell für Gorbitz durch Architekt Günter Kretzschmar entworfenen Treppengeländer. Die sollten nach dem Willen der Stadt genauso wie sämtliche Bänke, Papierkörbe, Treppen und Pflasterbeläge einer Komplettsanierung weichen.
Der stellvertretende SPD-Ortsbeirat wollte das nicht hinnehmen, lagerte drei der Geländer in seinem eigenen Keller ein und begab sich auf einen Ämter-Marathon.

"Am Anfang hatte ich den Eindruck, die Verantwortlichen wollten nicht und suchten dafür schlicht nach Begründungen."
Doch Körner ließ sich nicht abschütteln, quälte sich trotz Krankschreibung und hohem Fieber durch Termine mit der Stadt. Mit Erfolg: Direkt am Merianplatz hat Dresden nun doch ein Stück DDR erhalten.
Wer will, kann wie vor 30 Jahren auf altem Pflaster laufen, eine nicht DIN-genormte Treppe steigen, sich dabei an dem alten Handlauf festhalten, um dann auf einer alten Plastebank zu sitzen und seinen Müll in einen aus der Zeit gefallenen Beton-Mülleimer zu werfen.
Zur feierlichen Eröffnung Ende September wird der Chefplaner von Gorbitz genauso wie Architekt Günter Kretzschmar anwesend sein. "Es hat sich gelohnt, mit der Verwaltung zu reden", atmet Körner auf.


