4 Mio. Euro fehlen! Riesen-Finanzspritze muss Weiße Flotte über Wasser halten
Dresden - Schicksalstag für die Sächsische Dampfschifffahrt: Stundenlang diskutierte die Gesellschafterversammlung gestern im Hotel Hilton über die Zukunft der Weißen Flotte. Denn der Verlust von 827.000 Euro 2018 hat dem Unternehmen hart zugesetzt. Es kursierte gar der Vorschlag, Schiffe zu verkaufen.

Wie groß die Krise ist, zeigt ein nüchterner Blick in die Bilanz. Wurden vor drei Jahren noch weit über eine halbe Million Tickets verkauft, waren es im vergangenen Jahr nur noch 354.228 - ein Drittel weniger.
Ein Gesellschafter zu TAG24: "Es war die kontroverseste Sitzung seit langem." Knackpunkt: Die rund 130 anwesenden Anteilseigner stimmten über einen Überbrückungskredit der Sächsischen Aufbaubank in Höhe von zwei Millionen Euro ab. Nötig war eine 5/6-Mehrheit. Die geheime Abstimmung war bis Redaktionsschluss noch nicht ausgezählt.
Der Kredit ist notwendig, weil den Umsatzeinbußen (2,2 Mio. Euro) wegen Niedrigwassers teure Schiffsreparaturen gegenüberstehen. Insgesamt fehlen rund vier Millionen Euro. Mit dem Kredit wäre die Hälfte gedeckt. Die andere Hälfte will Geschäftsführerin Karin Hildebrandt (64) bei den Anteilseignern holen, sie sollen einmal mehr auf eine Gewinnausschüttung verzichten und ihre Einlagen erhöhen.
Doch auf welchem Kurs soll die Weißen Flotte nun aus der Krise dampfen? Die Vorstellungen der Geschäftsführung scheinen die Eigentümer bisher nicht überzeugt zu haben. Schon Anfang August wollen sich die Gesellschafter zu einem zweiten (Krisen-)Treffen versammeln, bis dahin muss Dampferchefin Hildebrandt ihr "Modernisierungskonzept" nachbessern.
"Unser Ziel ist, dass die Eigentümer die Geschäftsführung eindeutig beauftragen, die Sanierung des Unternehmens voranzutreiben", teilte ein Sprecher des Unternehmens mit. Im Klartext: Klassenziel bisher nicht erreicht, Versetzung gefährdet - eine Ohrfeige für die Dampferchefin.
Der Freistaat, der 51 Prozent an der GmbH hält, gibt sich bedeckt. Eine Sprecherin des Finanzministeriums betonte immerhin: "Die historische Dampferflotte ist eine der ältesten der Welt. Als eines der Dresdner Wahrzeichen gehört sie zum kulturellen Erbe Sachsens. Der Freistaat setzt sich deshalb für den Erhalt der Flotte und den Betrieb im historischen Fahrgebiet ein."

Titelfoto: Thomas Türpe