Das ist Dresdens neustes und wertvollstes Gruselkabinett

Dresden - Verdrehte Skelette, eine Mumie (die keine ist), Muskeln aus Wachs - erstmals zeigt die Kunsthochschule ihre Anatomische Sammlung.

Sandra Mühlenberend mit einem Gorilla-Schädel
Sandra Mühlenberend mit einem Gorilla-Schädel  © Thomas Türpe

Das gruselige Kabinett befindet sich nahe der Frauenkirche. Und es birgt traurige Geheimnisse.

"Diese Sammlung ist einzigartig. In Europa gibt es das nur noch in St. Petersburg und Paris", sagt Projektleiterin Sandra Mühlenberend.

Gemeinsam mit Kollegen hat sich die Wissenschaftlerin drei Jahre lang Exponaten gewidmet, die kein Außenstehender mit der Hochschule für Bildende Künste in Verbindung bringt: Hunderte Skelette, Gebeine sowie Hautoberflächen von Mensch und Tier.

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Manches präpariert, manches nachgebildet. Selbst eine falsche Mumie ist darunter, ein gezielt konservierter und ausgeweideter Mensch.

"Das ist eine Wunderkammer der Lehrmittel", so Mühlenberend. Daran hätten einst Kunststudenten "nach der Natur" gelernt.

Skelette, Muskeln und falsche Mumie sind öffentlich zugänglich

Muskelmodelle in allen Größen sind ebenfalls Teil der Sammlung
Muskelmodelle in allen Größen sind ebenfalls Teil der Sammlung  © Thomas Türpe

Tatsächlich begann die Kunstakademie, wie sie damals hieß, schon kurz nach Gründung 1764 mit Kunstanatomie. Bis 1912 wurde sogar noch an der Brühlschen Terrasse seziert!

Im Gegensatz zu anderen Kunstakademien blieb Dresden die Sammlung 1945 erhalten. Zu DDR-Zeiten gelangte sie an den Standort Güntzstraße, war bis 1985 in Gebrauch. Dann geriet sie in Vergessenheit und zerfiel.

Ab kommenden Montag sind die Exponate wieder Studienobjekte. Vorher beschäftigt sich eine Tagung mit dem Schatz. Dabei geht es auch um den Umgang mit menschlichen Überresten.

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Rektor Matthias Flügge (67): "Wir respektieren ihre Würde." Immerhin stammen die Skelette von armen Schluckern ohne Angehörige. Einige Knochen könnten von Naziopfern aus der Hinrichtungsstätte Münchner Platz stammen. Sie werden in Kürze beerdigt. Den "Spendern" der Skelette wird mit einer Plakette gedacht.

Die Sammlung selbst kann zum Tag der Wissenschaften, zur Museumsnacht oder nach Voranmeldung besichtigt werden. Denn, so Flügge: "Es ist keine Lustifikationskammer, der Raum dient der Aufklärung."

An diesen Skeletten studierten angehende Künstler den menschlichen Körper.
An diesen Skeletten studierten angehende Künstler den menschlichen Körper.  © Thomas Türpe
Viele der täuschend echten Anatomie-Exponate sind historisch wertvoll. Rechts im Schrank die Mumie.
Viele der täuschend echten Anatomie-Exponate sind historisch wertvoll. Rechts im Schrank die Mumie.  © Thomas Türpe
Rektor Matthias Flügge (67) vor der Kunsthochschule. Der Eingang zum Kabinett befindet sich hinter seiner linken Hand auf dem Foto.
Rektor Matthias Flügge (67) vor der Kunsthochschule. Der Eingang zum Kabinett befindet sich hinter seiner linken Hand auf dem Foto.  © Thomas Türpe

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