Riesen-Goldschatz im Abwasser! Doch keiner will ihn bergen...

Dresden - Die Abwässer der Stadt sind zwar voller unappetitlicher Bestandteile, aber in jeder Tonne Abwasserschlamm schwappt immerhin auch bis zu einem Gramm Gold Richtung Klärwerk Kaditz.
Macht bei über 40.000 Tonnen Dreck im Jahr immerhin 40 Kilo pures Gold aus Dresdens KLOndike*.
Das Edelmetall stammt aus natürlichen Erdeinschlüssen, von goldverarbeitenden Betrieben - und selbst menschliche Ausscheidungen enthalten Gold in winzigen Spuren!
Die schlechte Nachricht: Der gigantische Schatz (Gold kostet derzeit pro Kilo etwa 35.000 Euro) ist nicht zu heben. Die Kosten, das Edelmetall aus dem Dreck herauszufiltern, wären höher als sein Wert. „Das lohnt sich finanziell nicht“, bestätigt Norbert Lucke (65), Mitarbeiter des Labors der Dresdner Stadtentwässerung.
Das Augenmerk des Betriebs richtet sich auf Schadstoffe im Klärschlamm: „Unser offizieller Auftrag ist die Kontrolle der Grenzwerte für bestimmte Schwermetalle, besonders Quecksilber und Cadmium“, so Laborchefin Petra Rötzsch (58).

Doch ein noch viel wertvoller Schatz könnte bald tatsächlich aus dem braunen Schlamm herausgefiltert werden: „Phosphor, das ist wertvoller als Gold“, sagt Lucke. Das natürlich vorkommende Mineral wird bereits jetzt auf Äckern als Dünger genutzt.
Doch die natürlichen Phosphor-Lagerstätten der Welt sind endlich und teils mit Cadmium belastet. Weil auch für den Schlamm immer strengere Grenzwerte gelten und er künftig verbrannt werden soll, bleibt nur ein Weg: „Wir müssen Phosphor aus dem verbrannten Klärschlamm gewinnen.“
Rechnerisch stecken bis zu 1200 Tonnen des begehrten Düngerstoffs im Klärschlamm eines Jahres. Bei einem Weltmarktpreis von derzeit rund 80 Euro pro Tonne ließen sich damit immerhin knapp 100.000 Euro erlösen.
*Am Klondike-River in Nordamerika wurden Ende des 19. Jahrhunderts riesige Goldfunde gemacht. Jack London verewigte das in seinen berühmten Abenteuerroman „Lockruf des Goldes“.


Titelfoto: Thomas Türpe