Keime! Kliniken haben ein Riesenproblem

Dresden - Die Ausbreitung von Killer-Keimen zählt zu den größten Herausforderungen, vor denen die moderne Medizin steht. Lesen Sie hier, was man in Krankenhäusern dagegen tut und was jeder Einzelne tun kann.

Dr. Michael Wendt, Leiter der Abteilung Krankenhaushygiene am Städtischen Klinikum Dresden.
Dr. Michael Wendt, Leiter der Abteilung Krankenhaushygiene am Städtischen Klinikum Dresden.  © Thomas Türpe

Gefährliche Keime können überall in allen Krankenhäusern auftreten. Selbst die Berliner Charité mit ihrem international führenden Institut für Hygiene konnte 2012 den Ausbruch des Darmbakterium Serratia marcescens nicht verhindern.

"Jedes Krankenhaus verfügt über einen Hygieneplan. Der benennt die Maßnahmen, die die Ausbreitung von Infektionskrankheiten und multiresistenten Erregern verhindern und Patienten und Mitarbeiter vor Infektionen schützen", erklärt Dr. Michael Wendt, Leiter der Abteilung Krankenhaushygiene am Städtischen Klinikum Dresden.

Dem Plan liegen die Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention sowie der Kommission für Antiinfektiva, Resistenz und Therapie beim Robert-Koch-Institut zugrunde.

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Konkret vor Ort trägt jeder Klinik-Mitarbeiter Verantwortung für die Einhaltung der Vorgaben.

Vor Ort trägt jeder Klinik-Mitarbeiter Verantwortung für die Einhaltung der Vorgaben.
Vor Ort trägt jeder Klinik-Mitarbeiter Verantwortung für die Einhaltung der Vorgaben.  © DPA

Die konsequente Einhaltung der Standardhygiene ist die Basis aller Bemühungen. Es ist streng geregelt, wie oft Hände zu desinfizieren sind, wo Schutzhandschuhe oder -kleidung getragen, sogenannte Barrieremaßnahmen eingeleitet und Patienten in Einzelzimmern isoliert werden müssen. Der größte Feind dieses strengen Hygiene-Regimes: menschliche Routine, Sorglosigkeit.

Deutschland ist EU-Mittelmaß, wenn es um den Anteil an multiresistenten Bakterien in Kliniken und Heimen geht. Insbesondere bei den in den letzten Jahrzehnten am häufigsten nachgewiesenen multiresistenten Bakterien, den sogenannten "MRSA": Dort gibt es ein gravierendes Nord-Süd-Gefälle mit sehr wenigen MRSA in den skandinavischen Ländern und den Niederlanden, deutlich mehr MRSA in Deutschland und hohen Werten in Mittelmeerländern.

Apropos Niederlande. Das Königreich gilt als Musterknabe bei der Krankenhaus-Hygiene. Alle Patienten müssen dort in den Hospitälern ein Screening durchlaufen (gilt hierzulande als zu teuer). Sie werden so lange isoliert, bis nachgewiesen ist, dass sie keine resistenten Keime haben. Fast jede Klinik in Holland besitzt ein eigenes mikrobiologisches Labor (in Deutschland nur etwa 10 Prozent).

Die Krankenhäuser im Nachbarland beschäftigen spezialisierte Ärzte, die sich um die Diagnostik und Behandlung der Infektionen bei den Patienten kümmern. Außerdem setzt man bei der Intensivpflege deutlich mehr Personal ein als hierzulande. Hundertprozentigen Schutz bringt aber auch das nicht: 2011 gab es in Rotterdam einen Ausbruch mit multiresistenten Klebsiellen. 115 Patienten waren betroffen.

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