Dresden muss jetzt um seine Kleingärten bangen!

Von Dirk Hein
Dresden - Der oberste Kleingärtner Frank Hoffmann (56) schlägt Alarm: Etwa 600 Parzellen müssen weg, doch die Ausweichflächen fehlen. Eine Stunde lang wird der Stadtrat daher am Donnerstag auf Antrag der FDP/FB-Fraktion über die „Zukunft der Kleingärten in der Landeshauptstadt“ diskutieren. Denn die Laubenpieper haben mehrere drängende Probleme.
Hochwasser: Spätestens nach der Flut 2013 ist klar: Hunderte Kleingärten müssen weg. 109 Parzellen wurden direkt geräumt. Laut Stadtverwaltung müssen 460 Kleingärtner, unter anderem in der Sparte „Elbtal II“, folgen. Damit das reibungslos geschieht, zahlt Dresden freiwillig eine Entschädigung (zwischen 1500 und 1800 Euro) und will 1,8 Millionen Euro für die Beräumung der Parzellen ausgeben. „Das ist vorbildlich, dennoch gehen Flächen verloren, das soziale Gefüge der Sparten geht kaputt“, sagt Frank Hoffmann, Geschäftsführer im Stadtverband „Dresdner Gartenfreunde“.
Neue Bauvorhaben: Obwohl Kleingärten geschützt sind, müssen sie städtischen Bauprojekten weichen. So fallen etwa die Parzellen an der DVB-Gleisschleife (Pfotenhauerstraße) für ein neues Parkhaus weg. Der Wissenschaftsstandort Ost bedrohte am Anfang der Planungen 80 Parzellen. Die Kleingartenanlage Zschertnitzhöhe sollte ursprünglich der Uni-Erweiterung weichen.

Private Begehrlichkeiten : „Etwa ein Drittel der Kleingartenflächen sind nicht im Besitz der Stadt. Wir müssen uns immer wieder gegen Versuche wehren, das dort Kasse gemacht wird“, sagt Hoffmann. In Summe sind aktuell etwa 600 der Dresdner Schollen bedroht. Und der Gartenchef macht deutlich: „Ohne angemessene Ersatzflächen räumen wir nicht. Wir lassen uns nicht an den Rand der Stadt vertreiben.“
Hoffmann macht damit auf die stärkste Waffe der Kleingärtner aufmerksam: „Wer auf unsere Flächen will, muss dafür etwas tun.
Die Stadt muss jetzt neue Kleingarten-Flächen kaufen und vorbereiten, um sie uns in Zukunft überhaupt übergeben zu können.“

99 Prozent der Dresdner Gärten sind verpachtet!
- aktuell gibt es in Dresden etwa 24.000 Kleingärten, 23.400 davon sind im Stadtverband „Dresdner Gartenfreunde“ organisiert
- 366 Kleingärtnervereine verteilen sich auf 763,9 Hektar Gartenland, das entspricht über 1000 Fußballfeldern
- die Leerstandsquote der Dresdner Parzellen liegt bei einem mickrigen Prozent
- pro Jahr und Quadratmeter werden knapp neun Cent Pacht fällig
Fotos: Thomas Türpe