Alle in Deckung! Krähen-Alarm in der Dresdner City

Dresden - Ein spektakuläres Naturschauspiel ereignet sich in der kalten Jahreszeit am Dresdner Zwinger:
Mit Einbruch der Dunkelheit fallen Tausende Krähen in die großen Platanen-Bäume am Zwingerteich ein, setzen sich in die großen Kronen. Einheimische und Touristen sind verwundert.
„Die Krähen versammeln sich zu einer gemeinsamen Schlafgemeinschaft“, weiß Naturexperte Harald Wolf (52) um das Geheimnis des düsteren Vogelschwarms.
Während die einzelnen Tiere in der sommerlichen Brutzeit eigene Reviere verteidigen, schützen sie sich im Winter lieber gemeinsam.
Die Saat-, Nebel-, und Rabenkrähen rücken eng auf den Ästen zusammen.
Der Großteil der Schlaftruppe besteht aus zugeflogenen Saatkrähen aus Nordost-Europa. Sie überwintern hier im milden Elbtal.

Insgesamt bis zu 2000 Tiere übernachten regelmäßig auf den Bäumen. Und warum rücken die Tiere so eng zusammen?
„Die Krähen sind sehr schlau und sehr soziale Tiere. Sie bilden diese Schlafgemeinschaften, damit sie einen besseren Schutz vor Feinden haben“, erklärt Experte Wolf, der im Umweltamt arbeitet. Uhus, Wanderfalken, Steinmarder und andere Greifvögel können den Krähen gefährlich werden.
Erst bei Sonnenaufgang verlassen die Tiere ihren Schlafplatz wieder. „Tagsüber fliegen sie bis zu 30 Kilometer vom Schlafplatz weg, um beispielsweise auf abgeernteten Feldern nach Nahrung zu suchen.“
Eine Besonderheit: Abends sammeln sich die Tiere erst auf zahlreichen Zwischensammelplätzen, um von hier aus zum eigentlichen Schlafplatz zu fliegen. Wolf hat beispielsweise das Dresdner Rathaus als Sammelstelle ausgemacht, von dem die Tiere dann zum Zwinger rüber fliegen.
Steigen im Frühling die Temperaturen, endet das schläfrige Schwarmverhalten: Die Saatkrähen wandern in den Norden, die anderen Tiere beginnen in eigenen Nestern mit der Brut.
