Dresdner Kriminalfälle im 16. Jahrhundert: Sie hat die Leichen des Mittelalters ausgegraben
Zweiter Band des Dresdner Kriminalregisters wird am Montag vorgestellt.
Von Dirk Hein
Dresden - Dresden im späten Mittelalter: Mörder wurden lebendig im Sack in die Elbe geworfen. Wer vom Blitz getroffen wurde, durfte unter Umständen nicht regulär begraben werden und so weiter.

Der zweite Band des Dresdner Kriminalregisters zeigt das Gerichtswesen einer aus heutigen Sicht dunklen Epoche.
Neben unvorstellbarer Folter gab es auch Ungewöhnliches: Im Mai 1580 etwa erstach Fleischer Clement Wagner den Beamten Hans Burkhart auf dem Altmarkt. Der Mörder wurde hingerichtet, Opfer und Täter wurden im gleichen Grab beerdigt.
"700 Kriminalfälle bin ich durchgegangen, ich habe lange nach einem Sinn oder nach Vergleichbarem gesucht, aber nichts gefunden", so Mandy Ettelt (37). Die Sprachwissenschaftlerin transkribierte beide Bände des Dresdner Kriminalregisters aus dem 16. Jahrhundert, deren zweiter jetzt veröffentlicht wurde.
Der wurde nochmals brutaler: Es gab weniger Todesstrafen, stattdessen wurde gefoltert oder geschändet. Gürtel mit Eisenstacheln bohrten sich bei jeder Bewegung durch den Körper des Verurteilten. Dem Dieb Elias Glaser wurde ein Ohr abgeschnitten und zur Abschreckung an den Galgen gehangen.
Als eine Frau vom Blitz getroffen wurde, rückten die Beamten an. Es galt zu klären, ob ein Selbstmord möglich war. Die Frau hätte dann nicht nach christlicher Sitte beerdigt werden dürfen.
Am Montag (19 Uhr) wird das zweite Kriminalregister im Stadtarchiv vorgestellt. Der Eintritt ist frei. Das Buch (55 Euro) ist im Leipziger Universitätsverlag erschienen.


Fotos: Holm Helis, Ove Landgraf