
Neustadt-Künstler schlug Einbrecher in die Flucht, Ur-Opas Erbstücke sind aber weg
Dresdner Künstler Andreas Hegewald überraschte einen Dieb
Von Steffi Suhr
Dresden - Um seine Drogen bezahlen zu können, war Mirko M. (33) ständig auf der Suche nach Dingen, die er zu Geld machen konnte.

So stieg der Trockenbauer im Oktober 2018 bei Künstler Andreas Hegewald (65) im Hechtviertel ein. Doch der Hausherr überraschte den Einbrecher. Nun sitzt der Täter auf der Anklagebank im Landgericht Dresden.
"Das war filmreif", sagte Mirko M. (33) noch immer beeindruckt. "Ich war so erschrocken, als der Mann plötzlich vor mir stand."
Im Dunklen hatte der Kleinkriminelle die Stube im Erdgeschoss durchsucht, dabei eine Schatulle mit Schmuck in seine Jacke gesteckt.
Doch dann kam Künstler Hegewald aus dem Obergeschoss in die Küche und schaltete das Licht ein. "Es kam zum Handgemenge", so der Hausherr, der den Einbrecher festhalten wollte, aber scheiterte, weil der ein Pfefferspray zückte.
Mirko floh. Allerdings: Bei der Aktion verlor er einen Schuh, die Brille und seinen Rucksack samt an ihn adressierter Gerichtspost...

"Aber die Schatulle nahm er mit", bedauert Hegewald, der so Erbstücke seines Urgroßvaters verlor. Laut Anklage Ring, Kette und Reversnadeln mit Edelsteinen wie Smaragd, Opal und Brillant. Außerdem gingen beim Kampf zwei Skulpturen des Künstlers kaputt. Schaden: insgesamt über 12.000 Euro.
Der vorbestrafte Mirko M. sagte im Gericht kleinlaut zu Hegewald: "Das tut mir wirklich leid für Sie. Aber ich habe alles für Drogen verkauft. Aber ich bin froh, dass Ihnen bei der Pfefferspray-Attacke nicht all zu viel passiert ist."
Entschuldigt hat sich der Angeklagte im Prozess auch bei anderen Opfern: So gab er zwar ein an der Elbe gefundenes Portemonnaie dem rechtmäßigen Besitzer zurück.
Allerdings war er zuvor mit der fremden EC-Karten noch Technik kaufen. Auch in dem Fall machte es der Täter der Polizei leicht: Mirko schrieb über sein eigenes Facebook-Profil den Geldbörsen-Besitzer an.
Einfach hatten es die Beamten auch, als Mirko in einer Bank nachts einen Computer stahl, dabei seine Handschuhe am Tatort liegen ließ. Und als er nach einem Lebensmittelklau gut 20 Minuten später gefasst wurde, war Mirko M. froh: "Ich hatte bei der Flucht mein Handy verloren. Das gaben mir die Polizisten wieder. Das war nett."
Urteil folgt.

Fotos: Eric Münch