
Flucht vor Erdogan: Immer mehr Türken suchen Asyl in Sachsen

Nürnberg/Dresden - Die aktuelle politische Lage hat auch Auswirkungen auf Sachsen: Seit die Türkei besonders hart gegen Regierungsgegner und Kurden vorgeht, ist die Zahl der Asylsuchenden aus der Türkei im Freistaat gestiegen.
Im ersten Halbjahr dieses Jahres haben 173 Menschen aus der Türkei Asylanträge gestellt, so eine Sprecherin des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF).
Im Vorjahreszeitraum waren es 98. Darunter waren 118 Kurden - gegenüber 83 im ersten Halbjahr 2016.
Nach dem Umsturzversuch am 15. Juli 2016 und den Säuberungsaktionen der Regierung unter Präsident Recep Tayyip Erdogan (63) waren die Zahlen bereits gestiegen. Von Juli bis Dezember vergangenen Jahres suchten 214 Menschen aus der Türkei in Sachsen Asyl, darunter 154 Kurden.
Innenminister Markus Ulbig (53, CDU) hatte vor einem Jahr auf mögliche Auswirkungen für Sachsen verwiesen: "Es könnte durchaus sein, dass das, was zurzeit dort läuft, am Ende dazu führt, dass auch aus der Türkei heraus Menschen Asyl beantragen werden."
Bundesweit stellten im ersten Halbjahr 2017 rund 3200 Türken Asylanträge. Im gesamten vergangenen Jahr waren es 5742 - darunter auch Staatsdiener.
Die türkische Regierung beschuldigt sie, Teil der Gülen-Organisation zu sein, die sie für den Putschversuch verantwortlich macht.
Die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl geht davon aus, dass die Zahl der Asylsuchenden aus dem Land noch steigen wird.
Die Asylanträge von Türken werden vermehrt anerkannt: Die Quote betrug Ende Juni 23,2 Prozent. 2016 lag sie bei acht Prozent.
Fotos: dpa/Andreas Arnold