Diese Dresdnerin rettet die Erdbeeren

Von Pia Lucchesi
Dresden - Auf Sachsens Feldern erröten die ersten Erdbeeren. Herrlich! Wussten Sie eigentlich, dass in Dresden-Pillnitz ein Erdbeer-Schatz gehegt und gepflegt wird?
Monika Höfer (56) vom Julius Kühn-Institut (JKI) für Züchtungsforschung an Obst „hütet“ dort die Obst-Genbank der himmlischen Früchtchen - wie ihren Augapfel.
Monika Höfer schließt ihr Büro und steigt ins Auto, um zu den Pillnitzer Versuchsfeldern am Stadtrand zu fahren. Inmitten der großzügigen Anbauflächen befinden sich die umzäunten Anlagen der Genbank.
Weit über 1500 kräftige Erdbeerpflanzen stehen da stolz in automatisch bewässerten Blumenkästen!

„Hier befinden sich Musterpflanzen von 194 Sorten und 270 Wildarten von Erdbeeren“, erklärt die promovierte Wissenschaftlerin.
Von einem Teil der Pflanzen schlummern zudem Sicherheits-Kopien in der Kryokonservierung (bei unter -100 Grad in flüssigem Stickstoff).
Die Beeren-Hüterin vergleicht die Genbank mit einem Kulturgut, das wie ein Baudenkmal für nachfolgende Generationen gesichert werden sollte.
Würde der Staat nicht seine „Schützende Hand“ über diese Kulturpflanzen halten, würde das Gros der Sorten wohl für immer verloren gehen.
Höfer: „Im Anbau beobachten wir seit Jahrezehnten, dass die Vielfalt dramatisch schrumpft und immer weniger Betriebe und Gärtner alte Sorten anbauen.“

Traurig aber wahr: Die einst mit viel Aufwand kultivierten Sorten werden Opfer der Industrialisierung der Landwirtschaft, des modernen Zeitgeistes und Geschmacks.
„Unser Ziel ist es, alle Sorten, die in Deutschland entstanden sind oder einen historischen, regionalen Bezug haben, an mindestens zwei verschiedenen Standorten in der Republik zu halten“, berichtet Monika Höfer.
Die Pillnitzer Pflanzen-Sammlung nimmt im Netzwerk der Deutschen Genbank Erdbeere dabei eine Sonderstellung ein: Sie ist die größte im ganzen Land.
Höfer schreitet die Reihen ab und erzählt Geschichten von der Geschichte einzelner Sorten. Hier und da nascht sie auch von den süßen Raritäten.
„Mhm, was für ein Aroma! Was für eine Form und Farbe!“, schwärmt die Fachfrau immer wieder. „Wir nutzen die Pflanzen und Früchte, um die Sorten zu charakterisieren, Ableger für deren Vermehrung oder Ausgangsmaterial zur Züchtung neuer Sorten zu gewinnen“, sagt Monika Höfer.
Tipp: Wer Interesse an bestimmten alten Sorten hat, kann beim JKI einzelne Pflanzen ordern und bekommt diese je nach Verfügbarkeit für einen Unkostenbeitrag zur Verfügung gestellt.
Fotos: Eric Münch