Tipps von Energieberaterin: So trotzt Ihr dem Klimawandel

Dresden - Im Bereich Mobilität und Ernährung konnten wir schon CO2 reduzieren. Doch beide Bereiche haben nur einen Anteil von 34 Prozent an der Treibhausgasproduktion. Strom & Heizung schlagen mit 21 Prozent und Konsum mit 39 Prozent stärker zu Buche...

Ulrike Körber (51), Energieberaterin für die Verbraucherzentrale Sachsen, macht beim Energie-Check einen Rundgang durch die Wohnung, um auch wirklich jede Schwachstelle zu finden. Im Mittelpunkt steht unter anderem die Heizung.
Ulrike Körber (51), Energieberaterin für die Verbraucherzentrale Sachsen, macht beim Energie-Check einen Rundgang durch die Wohnung, um auch wirklich jede Schwachstelle zu finden. Im Mittelpunkt steht unter anderem die Heizung.  © Thomas Türpe

Energie im Haushalt

Heizen belastet den CO2-Fußabdruck im Schnitt mit 1,64 Tonnen, Strom mit 0,76 Tonnen. Letzteres entspricht einem Verbrauch von jährlich 2900 kWh in einem 2-Personen-Haushalt.

Der Wechsel zu Ökostrom neutralisiert den Wert fast gänzlich. Wer ein Eigenheim hat, kann durch Wärmedämmung viel Energie sparen. Noch besser: ein Passivhaus, das keine Gebäudeheizung mehr braucht.

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Doch was können Mieter tun? Zuallererst einen kostenlosen Energie-Check (Basis-Check) der Verbraucherzentrale Sachsen beantragen. Dabei decken Energieberater wie Ulrike Körber (51) Schwachstellen auf.

Auch bei unserer Redakteurin zu Hause wurde sie fündig:

Nicht jeder Raum sollte gleich beheizt werden.
Nicht jeder Raum sollte gleich beheizt werden.  © 123rf/Alexander Raths
  • Das Heizungsthermostat besitzt nur die Frostschutzstellung (statt 0). Beim Lüften in den Übergangsmonaten kann das extra Energie kosten. Ein Austausch muss mit dem Vermieter vorab besprochen werden!
  • Die Balkontür ist nicht richtig dicht. Abhilfe schafft ein Zugluftstopper.
  • Die Heizung ist zugebaut. Das behindert den Wärmeaustausch und kann Schimmel verursachen.
  • Es wird zu viel geheizt. Pro Grad Raumtemperatur kann bis zu sechs Prozent Heizenergie eingespart werden. Das entspricht 100 Kilo CO2 pro Person. Die Räume sollten zudem unterschiedlich geheizt werden - in der Küche auf 18 Grad, Schlafzimmer 17 Grad und Wohnbereich 20 Grad, je nach Wohlempfinden.
Alte Glühbirnen sind wahre Stromfresser.
Alte Glühbirnen sind wahre Stromfresser.  © 123RF/lightfieldstudios

Aber Ulrike Körber stellt auch fest: "Sie machen schon vieles richtig." So zum Beispiel:

  • Abschaltbare Steckleisten beenden den Standby-Modus.
  • LED-Lampen sind langlebig und sparen Strom.
  • Der Wasserkocher ist zur Erhitzung kleiner Wassermengen, auch fürs Kochen, effizienter.
  • Neue elektrische Geräte haben die Effizienzklasse A+++. Übrigens: Für Kochstellen gibt es diese Kennzeichnung bisher nicht. Ein Induktionsherd spart gegenüber anderen Herdmodellen 30 bis 40 Prozent Energie.
  • Der Kühlschrank steht nicht neben dem Herd, die Türen schließen dicht. Die optimale Temperatur im Kühlschrank beträgt 7 Grad. Schon 2 Grad weniger verursachen 10 Prozent mehr Stromverbrauch.
  • Wasch- und Spülmaschine werden nur voll beladen angestellt. Niedrigere Temperaturen und Sparprogramme verbrauchen weniger Energie. Tipp der Expertin: "Wer einen Trockner hat, sollte vorher eine hohe Schleuderzahl benutzen." Das reduziere die Trocknerzeit.

CO2-Steuer könnte gegensteuern

Was entscheidet die Bundesregierung?
Was entscheidet die Bundesregierung?  © 123RF/jakobradlgruber

Aktuell schnürt die Bundesregierung ein umfassendes Klimapaket, um ihre Klimaziele erreichen zu können. Im Gespräch ist dabei auch eine CO2-Steuer.

So ergab eine Analyse des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS), dass die bisherigen Preise nicht der "ökologischen Wahrheit" entsprechen.

Klimafreundliche Alternativen wie Bahnfahren oder Dämmmaßnahmen seien oft teurer als Klimakiller wie Flugzeug oder Ölheizung.

Deshalb sprechen sich Experten für eine CO2-Bepreisung aus.

Dabei soll gelten: Wer klimafreundlich lebt, wird entlastet. Wer viel CO2 produziert, muss mehr zahlen.

Konsum

Mehr Einkommen = größere Ausgaben.
Mehr Einkommen = größere Ausgaben.  © imago images/Ikon Images

Ganze 4,56 Tonnen CO2 fallen durchschnittlich beim Bundesbürger wegen seines Konsumverhaltens an.

Auch die Anzahl der Hotelübernachtungen (besser: Zelt oder privat übernachten) und der Wert des Autos fallen in diese Kategorie.

Empirisch ist belegt: "Wer mehr Einkommen hat, tätigt größere Ausgaben", sagt Michael Bilharz vom Umweltbundesamt.

"Und je mehr man ausgibt, desto größer wird der Fußabdruck." Ein T-Shirt kostet beispielsweise 5 bis 8 Kilo CO2, ein größeres Kleidungsstück 10 bis 20 Kilo, ein Fernseher 300 Kilo, ein Laptop oder Smartphone je 150 Kilo.

"Nutze ich mein Handy also mehr als ein Jahr, reduziere ich entsprechend auch den CO2-Faktor", erklärt der Umweltexperte. Heißt: Man sollte Produkte so lange wie möglich nutzen!

Falls jemand noch mehr tun möchte...

Wichtiger als der Fußabdruck: der Handprint.
Wichtiger als der Fußabdruck: der Handprint.  © bystudio

Nicht nur bei sich selbst kann man CO2 sparen. In einer Wohngemeinschaft oder Familie verändert zum Beispiel eine bessere Energiebilanz automatisch auch den Fußabdruck der anderen Mitbewohner.

"Viel wichtiger als unser persönlicher Fußabdruck ist unser ,Handprint'", sagt Michael Bilharz und meint damit das gesellschaftliche Engagement für den Umweltschutz.

"Es braucht viele engagierte Bürger, um etwas zu bewegen." So kann man sich in Umweltverbänden engagieren, für den Klimaschutz spenden, sein CO2 kompensieren, CO2-Zertifikate des EU-Emissionshandels aufkaufen und löschen oder auch in erneuerbare Energien investieren.

Helden gesucht! Meine Meinung

TAG24-Redakteurin Antje Ullrich.
TAG24-Redakteurin Antje Ullrich.  © Holm Röhner

1,4 Tonnen CO2 zu reduzieren, klingt eigentlich gar nicht so schwer. Seine Gewohnheiten umzustellen, ist jedoch nicht einfach.

Schließlich ist der Mensch ein Gewohnheitstier. Und dies kann auch nur der erste Schritt sein.

Denn um klimaneutral zu leben, müsste jeder durchschnittlich 9-10 Tonnen CO2 einsparen.

Das braucht Bereitschaft, sein Leben mehr oder weniger komplett umzukrempeln.

Doch was ist die Alternative? Wir haben nur diesen einen Planeten!

Also packen wir es an! Gemeinsam! Seien wir Helden! Für unsere Kinder, Enkel, Urenkel und viele folgende Generationen. Und natürlich für uns!

Titelfoto: 123rf/Alexander Raths

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