Neue Kollegen gesucht: Wer will freiwillig in den Knast?

Dresden - Polizisten, Lehrer - und jetzt auch Justizpersonal: Der Freistaat sucht händeringend nach Mitarbeitern. Mit einer neuen Kampagne wirbt Justizminister Sebastian Gemkow (39, CDU) um Nachwuchs für die Gefängnisse. Dort ist der Mangel bereits eklatant.

Justizbeamte dringend gesucht: Beamtin Kachler ist ein Gesicht der Kampagne. Die Ausbildung mit Theorie und Praxisblöcken dauert zwei Jahre.
Justizbeamte dringend gesucht: Beamtin Kachler ist ein Gesicht der Kampagne. Die Ausbildung mit Theorie und Praxisblöcken dauert zwei Jahre.  © Steffen Füssel

"Wir haben eine schwierige Personalsituation. Es ist nicht immer möglich, alle 32 Stationen zu besetzen", berichtet Jörn Goeckenjan (48), der Chef von Sachsens größtem Knast in Dresden. Derzeit sitzen 755 Gefangene aus 38 Nationen in seinem Gefängnis - ein Drittel Ausländer.

"Wir haben einen immensen Bedarf im Justizvollzug", räumt Gemkow ein. Die Zahl der Inhaftierten steige, der Umgang - etwa mit muslimischen Gefangenen - werde anspruchsvoller. Gemkow soll 2019/20 dafür immerhin 208 neue Stellen bekommen.

Künftig sollen 80 Anwärter pro Jahr für den sächsischen Vollzugsdienst ausgebildet werden - deutlich mehr als noch vor 2016 mit 20 pro Jahr. Derzeit sind es 60. Doch die Stellen müssen auch besetzt werden! Die Kampagne "Job mit J?" solle helfen, mehr und vor allem geeignete Bewerber zu finden. Wie schon die Polizei mit "Verdächtig gute Jobs".

Geworben wird unter anderem online und auf Justiz-Fahrzeugen. Ein Gesicht der Kampagne ist die Vollzugsbeamtin Kachler, die ihren Vornamen zum Selbstschutz nicht verraten will. Sie ist derzeit in der JVA Waldheim im Einsatz, machte die Ausbildung sofort nach der Schule. "Ich bin kein Typ für Routine. Hier gibt es jeden Tag andere Aufgaben." Sie würde auch respektiert. "Wir sind erster Ansprechpartner für die Gefangenen, viele wollen reden."

Und was verdient man eigentlich in dem Job? In Ausbildung als Lediger 1160 Euro, danach ab 1856 Euro. Allerdings verbeamtet - und krisenfest ist der Job auch ... Info: job-mit-j.de

Hofft auf viele Bewerber, um die Situation zu entspannen: Justizminister Sebastian Gemkow (39, CDU).
Hofft auf viele Bewerber, um die Situation zu entspannen: Justizminister Sebastian Gemkow (39, CDU).  © Steffen Füssel
Dresdens Gefängnis-Chef Jörn Goeckenjan (48) macht der Personalmangel zu schaffen.
Dresdens Gefängnis-Chef Jörn Goeckenjan (48) macht der Personalmangel zu schaffen.  © Steffen Füssel
Blick auf den Innenhof der JVA Dresden.
Blick auf den Innenhof der JVA Dresden.  © Steffen Füssel

Titelfoto: Steffen Füssel