
Der Winter kommt: Für Dresdens Obdachlose beginnt die härteste Zeit
Immer mehr Obdachlose in Dresden
Von Katrin Koch, Alexander Buchmann
Dresden - Der Winter naht und so langsam wird es draußen ungemütlich. Damit beginnt die härteste Zeit des Jahres für Dresdens Obdachlose.

Und von denen gibt es immer mehr. Von 2010 bis 2018 stieg die Zahl der wohnungslosen Menschen um fast 30 Prozent. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen.
Ende September lebten nach Angaben der Stadt 275 wohnungslose Menschen in Übergangswohnheimen und 43 weitere in Wohnungen der Stadt.
Einer dieser 318 offiziell erfassten Wohnungslosen ist Harald Böhnel. Der 51-Jährige ist seit 2009 obdachlos, seit drei Jahren in Dresden. Hier lebt er in einem Übergangsheim, wo er sich nach eigener Aussage mit zwei weiteren Personen ein Zimmer teilen muss.
Damit habe er zwar einen warmen Platz zum Schlafen, mehr aber auch nicht, erzählt er. Sein Hab und Gut, vor allem seine Utensilien zum Malen, müsse er trotzdem den ganzen Tag mitschleppen, weil sie ansonsten geklaut werden.
Nachtcafés der Diakonie-Stadtmission wieder geöffnet

Zumindest hat er einen Schlafplatz. Für die Obdachlosen, die die Nächte draußen verbringen müssen, öffnen seit Monatsbeginn von 20 bis 7 Uhr wieder die Nachtcafés der Diakonie-Stadtmission.
Die Dresdner Heilsarmee ist zudem dreimal pro Woche mit ihrem Einsatzwagen unterwegs und gibt warmes Essen aus. Sinken die Temperaturen weiter, komme noch die tägliche Kältestreife hinzu, erklärt Leiterin Rosi Scharf (58).
Außerdem verteilt die Heilsarmee Schlafsäcke. Von denen werden dringend noch welche gebraucht. "Am besten aus wasserabweisendem Material, damit sie sich bei Nässe nicht vollsaugen", sagt sie.
Von der Stadt erhalten die Obdachlosen aber nicht nur Hilfe. Im Oktober ließ das Rathaus in der Nähe des Wiener Platzes Bänke abbauen, weil diese als Schlafmöglichkeit genutzt wurden. Als Grund nennt die Stadt massive Beschwerden von Anwohnern wegen starker Vermüllung.
Das ärgert Linken-Stadtrat Christopher Colditz (26): "Dass die Stadt jetzt anfängt Parkbänke abzureißen, um Obdachlose zu vertreiben, ist eine enorm bedenkliche Entwicklung."
Diese Stars haben ein Herz für Wohnungslose

"Glaubst du, dass Menschen wohnungslos sein sollten?" Diese Frage stellen fünf Promis: MDR-Riverboat-Talkmaster Jörg Kachelmann (61), Schlagersängerin Uta Bresan (54), Entertainer Gunther Emmerlich (75), MDR-Moderator Anja Koebel (51) und VOX-Brautmoden-Profi Uwe Herrmann (56). Ihre Antwort: "Wohnen ist Menschenrecht!"
Im Rahmen einer Plakat-Kampagne der Diakonie Sachsen zeigen diese Promis Gesicht, bitten um Mitgefühl und Mithilfe bei der Spendensammlung für die Wohnungsnotfallhilfe.
Großplakate in Chemnitz, Dresden, Leipzig, Annaberg-Buchholz, Aue, Plauen und Zwickau weisen auf die Spendensammlung bis 24. November (www.diakonie-sachsen.de/onlinespende) hin.
"Es ist mir eine Herzenssache, die Aktion zu unterstützen. Niemand soll im Winter auf einer Bank schlafen müssen", sagt Uta Bresan. "Und wir, denen es gut geht, sollten uns nicht scheuen, auf Obdachlose zuzugehen und sie auf Hilfsangebote hinzuweisen."



Fotos: Diakonie Sachsen, Alexander Buchmann, dpa/Soeren Stache, 123rf.com/Todsaporn Bunmuen, 123rf.com/Todsaporn Bunmuen, Alexander Buchmann