Wie Fabrikant Timaeus Dresden zur Schoko-Hauptstadt machte

Dresden - Teil 3 der Straßennamen-Serie von TAG24.

Ines Seifert vom Camondas Schokoladenmuseum zeigt Exponate von Jordan & Timaeus.
Ines Seifert vom Camondas Schokoladenmuseum zeigt Exponate von Jordan & Timaeus.  © Eric Münch

3200 Straßennamen gibt es in Dresden. 1000 davon sind nach Personen benannt, 90 Prozent davon immer noch nach Männern.

In der neuen Sommer-Serie stellt TAG24 unter dem Motto "Wer war eigentlich ...?" die spannendsten Geschichten hinter den Namen von Straßen, Plätzen und Gebäuden vor.

Wusstet Ihr etwa, wie Hedwig Langner Generationen von Dresdner Kindern glücklich gemacht hat? Oder was der Bramschtunnel mit einem Tunnelblick zu tun hat?

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Lasst Euch überraschen. Heute wird das süße Rätsel der Timaeusstraße gelöst.

So kam die Timaeusstraße an ihren Namen

Die Timaeusstraße in der Äußeren Neustadt.
Die Timaeusstraße in der Äußeren Neustadt.  © Eric Münch

Keine Kneipe in Sicht - in der quirligen Äußeren Neustadt ist sie vergleichsweise eine Ruheoase: Die kurze, beschauliche Timaeusstraße, die die Försterei- mit der Alaunstraße verbindet.

Sie erinnert an einen süßen Aspekt der Dresdner Geschichte: Gemeinsam mit Gottfried Jordan (1791 - 1860) erfand Friedrich August Timaeus (1794 - 1875) die Milchschokolade - und gründete ein Unternehmen mit Weltruf.

Die Timaeus-Fabrikantenvilla im Hinterhof der Alaunstraße 71b ist heute noch zu bestaunen. Der Rest des Fabrikareals wurde 1934 abgerissen. Damit endete die bedeutende Geschichte der Dresdner Chocolade- und Cichorienfabrik Jordan & Timaeus. Dort, wo die Fabrik stand, erinnern heute Timaeus- und Jordanstraße an die beiden Gründer.

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Timaeus, gebürtig aus Celle (Niedersachsen), und Jordan aus Hasserode (Harz) hatten sich in Braunschweig kennengelernt - beide waren Handlungsreisende für Braunschweiger Unternehmen.

Dann aber gingen sie nach Dresden - 1823 gründete offenbar zunächst Jordan allein die Schokoladenfabrik. 1825 stieg Timaeus ein. "Bis heute ist aber völlig unklar, was sie nach Dresden zog. Das ist ein großes Rätsel", weiß Hans Jacobs (56).

Der Betrieb wurde zum größten Unternehmen Dresdens

Auf dem Inneren Neustädter Friedhof findet sich das Grab der Familie Timaeus.
Auf dem Inneren Neustädter Friedhof findet sich das Grab der Familie Timaeus.  © Eric Münch

Er ist der Enkel des letzten Besitzers Ralph Jordan. Zunächst stellten sie Kaffee-Ersatzprodukte (Zichorienkaffee aus der Wurzel der Gemeinen Wegwarte) her. Nach 1830 kam dann der Durchbruch mit der Anschaffung einer Dampfmaschine.

Damit konnte effizienter und besser produziert werden - und sie in die Schokoladenproduktion einsteigen. Die Firma wuchs und wuchs, bald hatte sie Weltruf!

Mit mehr als 200 Mitarbeitern wurde der Betrieb zum größten Unternehmen Dresdens - samt Auslandsniederlassungen. Und zum kaiserlichen und königlichen sowie königlich-sächsischen Hoflieferanten. 1853 zog sich Timaeus aus dem Geschäft zurück, Jordan verblieb bis zu seinem Tod 1860 im Unternehmen.

"1921 hat der letzte Inhaber aus der Familie aus Altersgründen die Fabrik an einen langjährigen Angestellten verkauft, der starb aber wenige Jahre später", erzählt Enkel Jacobs. Die Witwe übernahm, doch die Wirtschaftskrise ab 1928 besiegelte das Ende von Jordan & Timaeus.

Eine kleine Manufaktur in Lüneburg hat sich aber jüngst die Markenrechte gesichert. August Friedrich Timaeus ist wie Jordan auf dem Inneren Neustädter Friedhof begraben.

Wer hat's erfunden? Erste Milchschoki kam aus Dresden

Links: Gottfried Jordan (1791 - 1860). Rechts: Friedrich August Timaeus (1794 - 1875).
Links: Gottfried Jordan (1791 - 1860). Rechts: Friedrich August Timaeus (1794 - 1875).  © Jacobs Verlag

Lange Zeit rühmten sich die Schweizer, die erste Milchschokolade der Welt erfunden zu haben.

Doch 2011 fanden Forscher vom Dresdner Wissenschaftlerverein WIMAD eine Werbeanzeige von Jordan & Timaeus vom 22. Mai 1839.

Darin ist die Rede von einer "Chocolade mit Eselsmilch präpariert, ohne Gewürze". Damit gelten die Dresdner als Erfinder.

Nach und nach wurde Dresden zur Schokoladenhauptstadt Deutschlands - mit 26 Schokoladen- und Zuckerfabriken mit über 4000 Beschäftigten im Jahr 1910.

Auf der Schloßstraße in Dresden erinnert heute noch das Schokoladenmuseum an diese Zeiten. Dort sind auch viele Exponate zu Jordan & Timaeus zu bestaunen.

Auch extra Weihnachtsmotive gab es.
Auch extra Weihnachtsmotive gab es.  © Eric Münch
Die Jordanstraße erinnert an den zweiten Teil des Schoko-Unternehmergespanns.
Die Jordanstraße erinnert an den zweiten Teil des Schoko-Unternehmergespanns.  © Eric Münch

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