Dresdner Tintenfirma setzt auf Wahlen im Irak

Dresden - Tinte ist das Geschäft der Dresdner Firma Octopus. Das Unternehmen beliefert damit weltweit Industrie, Handel, Kreative und Künstler. Firmenchef Gunther Lange (47) möchte nun seinen Kundenkreis erweitern - um Staatenlenker, Demokratien und Volksrepubliken. Und er träumt von einem exklusiven Coup...

Octopus produziert für verschiedene Einsatzgebiete farbige Tinte. Rund 80 Prozent ihrer Produkte verkauft die Firma online übers Internet.
Octopus produziert für verschiedene Einsatzgebiete farbige Tinte. Rund 80 Prozent ihrer Produkte verkauft die Firma online übers Internet.  © Holm Röhner

"Wir wurden als Lieferant angefragt und haben uns an einer internationalen Ausschreibung beteiligt. Konkret geht es darum, Wahltinte für die kommenden Wahlen im Irak herzustellen", berichtet Gunther Lange.

Die Wahltinte wird als Farbstoff auf den Zeigefinger von Wählern aufgebracht. Betrug wird so vorgebeugt, denn niemand mit geschwärztem Finger darf erneut zum Urnengang.

Diese effektive Methode hat sich in Ländern etabliert, in denen persönliche Dokumente nicht standardisiert sind oder Wähler viele Tagesmärsche auf sich nehmen, um an einer Wahl teilzunehmen.

Dresden: Bundeskanzler Olaf Scholz heute in Dresden zu Besuch
Dresden Bundeskanzler Olaf Scholz heute in Dresden zu Besuch

"An Wahltinte werden ganz besondere Anforderungen gestellt. Sie muss hautverträglich sein und darf sich gleichzeitig 96 Stunden lang nicht vom Finger abwaschen lassen. Um diese Eigenschaften zu erfüllen, enthält diese Spezialtinte Silbernitrat", erklärt Gunther Lange.

Bereits vor über vier Jahren wurde Lange angesprochen, ob sein Betrieb solche Wahltinte liefern könne.

Octopus setzt Tradition der Tintenherstellung in Dresden fort

Wahltinte Made in Dresden. Die Firma Octopus hat sie entwickelt.
Wahltinte Made in Dresden. Die Firma Octopus hat sie entwickelt.  © Holm Röhner

Damals musste der Unternehmer passen, weil seine Firma noch nicht über die nötigen Ressourcen an Personal und Technik verfügen konnte.

"Heute besitzen wir die Größe und die Strukturen zur Abwicklung so eines Auftrags", sagt Lange. Hörbarer Stolz schwingt in seiner Stimme mit.

Sein Octopus-Firmenverbund beschäftigt heute am Standort Hamburger Straße 21 Mitarbeiter. Sie erwirtschaften zusammen rund drei Millionen Euro Umsatz pro Jahr.

Dresden: Auf Dresdens größtem Friedhof sterben die Bäume!
Dresden Auf Dresdens größtem Friedhof sterben die Bäume!

Langes Unternehmen führt die Tradition der Tintenherstellung in Elbflorenz fort, nachdem Markenhersteller "Barock" im Jahre 2011 in die Insolvenz ging.

"Wir können nach Kundenwunsch die verschiedensten Tinten für die verschiedensten Einsatzgebiete produzieren", erklärt Lange selbstbewusst.

Rund 700 Tinten-Rezepturen nennt der Betrieb sein Eigen.

Chemiker hatten monatelang schwarze Finger

Octopus-Chef Gunther Lange (47) hofft, dass er mit der Wahltinte ein neues Geschäftsfeld für seine Firma erschließen kann.
Octopus-Chef Gunther Lange (47) hofft, dass er mit der Wahltinte ein neues Geschäftsfeld für seine Firma erschließen kann.  © Holm Röhner

Die Rezeptur für die Wahltinte hat Octopus vorausschauend bereits vor geraumer Zeit entwickelt.

"Mehrere Monate lief damals einer unserer Chemiker mit schwarzen Fingern an den Händen rum, um persönlich die Qualität dieser Tinte zu testen", erinnert sich Lange.

Der Irak-Auftrag umfasst 0,5 Tonnen violette Tinte in 5300 Flaschen zu je 80 Milliliter.

Er ist für Octopus spannend, weil er ein großes Umsatzvolumen besitzt und Prestige in einem Nischenmarkt verspricht. Lange schätzt:

"Weltweit können nur etwa ein Dutzend Betriebe Wahltinte herstellen."

Chemikerin Alexandra Pohl (29) prüft die Qualität der Wahltinte. Die Spezialtinte besteht im Wesentlichen aus drei Inhaltsstoffen: Wasser, Farbstoff und Silbernitrat.
Chemikerin Alexandra Pohl (29) prüft die Qualität der Wahltinte. Die Spezialtinte besteht im Wesentlichen aus drei Inhaltsstoffen: Wasser, Farbstoff und Silbernitrat.  © Holm Röhner
Kurdische Männer bei der Wahl im Nord-Irak im Mai 2018. Iraks Präsident Barham Saleh kündigte Ende Oktober vorgezogene Neuwahlen an. Zuvor soll aber noch das Wahlgesetz des Landes reformiert werden.
Kurdische Männer bei der Wahl im Nord-Irak im Mai 2018. Iraks Präsident Barham Saleh kündigte Ende Oktober vorgezogene Neuwahlen an. Zuvor soll aber noch das Wahlgesetz des Landes reformiert werden.  © imago/ZUMA Press
Diese Frau hat bei der Wahl ihre Stimme abgegeben. Die Tinte an ihrem Finger bezeugt das. Wahltinte bleibt mehrere Tage am Finger sichtbar und ist nicht abwaschbar. Wahlbetrug wird so vorgebeugt. (Symbolbild)
Diese Frau hat bei der Wahl ihre Stimme abgegeben. Die Tinte an ihrem Finger bezeugt das. Wahltinte bleibt mehrere Tage am Finger sichtbar und ist nicht abwaschbar. Wahlbetrug wird so vorgebeugt. (Symbolbild)  © imago/Xinhua

Mehr zum Thema Dresden: