Eddy gibt Kante gegen Udo Lindenberg

Seine Harley ließ Eddy (li.) zu Hause. Rechts MOPO-Mann Alexander Bischoff.
Seine Harley ließ Eddy (li.) zu Hause. Rechts MOPO-Mann Alexander Bischoff.

Von Alexander Bischoff

Leipzig - 33 Jahre lang war er Bodyguard von Udo Lindenberg (68), sein bester Freund und „Mädchen für alles“. Dann packte Eddy Kante (54) sein bisheriges Leben in ein Buch („In meinem Herzen kocht das Blut“) - und die Männerfreundschaft zerbrach.

Die Morgenpost traf den gefeuerten Udo-Beschützer in einer Leipziger Bikerkneipe und fragte ihn: „Hey Eddy, war es das wirklich wert?“

Eddy Kante, er ist immer noch ein harter Bursche

Seine Finger zieren schwere Ringe mit Totenköpfen, eine fette Kette hängt um den Hals und überm Shirt spannt die Kutte der „Freeway Riders“, einem der ältesten deutschen Rockerklubs.

Zumindest äußerlich ist Eddy Kante jetzt wieder der Alte - der vor über drei Jahrzehnten im Ruhrpott gern und heftig austeilte, Sex-Mädchen für sich arbeiten ließ, Drogen tickte und dafür Jahre im Knast saß.

„Meine Vergangenheit kann ich nicht wegzaubern“, sagt er im trüben Schein des Kneipenlichts. Dafür hat er sie auf 315 Seiten zwischen zwei Buchdeckel gepresst und so den Bruch mit demjenigen heraufbeschworen, der ihn damals aus der Gosse zog, zu seinem Beschützer und später zum Freund machte.

Sie waren wie ein altes Ehepaar

Weil der Gewaltlos-Rocker Lindenberg die im Buch beschriebene Gewalt schockierend fand und um sein eigenes Image fürchtete, feuerte er sein „Resozialisierungsprojekt“ Eddy im November letzten Jahres.

Udo und Eddy, die waren mal wie ein altes Ehepaar. „Das war nicht der Mensch Udo, das war die Kultfigur Udo, die immer mehr von Beratern gesteuert wird“, ist sich Kante sicher. Dieser Mensch unterm Hut hatte ihm mal alles anvertraut - Geld, EC-Karte, sein Leben und die persönlichsten Geheimnisse, über die Eddy noch heute eisern schweigt.

Um die halbe Welt sind sie zusammen gejettet, haben nach durchzechten Nächten sogar das Hotelzimmer geteilt. „Einer musste ja aufpassen, dass er nicht am Erbrochenen erstickt ...“

Der Frust über den Rauswurf sitzt tief bei ihm

„Hätte ich ihn beklaut oder beschissen - dann wäre die Kündigung gerechtfertigt gewesen. Aber doch nicht, weil ich ehrlich zu meiner Vergangenheit stehe“, sagt er und knallt seine Pranke auf den Kneipentisch.

Mal die Zeiger zurückgedreht: Würdest Du es heute noch mal schreiben, das verdammte Buch? Eddy guckt empört hinter der ewigen Sonnenbrille hervor und sagt: „Ohne Abstriche, ich bereue nichts!“ Warum - das hat er seinem Ex-Arbeitgeber-Freund auch in einem sehr emotionalen Brief geschrieben. „Es war ein echter Liebesbrief“, meint Eddy und seine Gesichtszüge weichen auf. Auf eine Reaktion wartet er bis heute.

Eddy enttäuscht: „Nichts von ihm zu hören, das schmerzt schon, dabei kann ich mir nicht vorstellen, dass dem Menschen Udo das alles rechts am Arsch vorbeigeht.“

Eddy muss sein Leben jetzt neu entwerfen

Und wie geht’s nun weiter? „Bisher hab ich Udos Leben gelebt, jetzt lebe ich mein eigenes.“

Ein paar Angebote gibt es. Darunter zwei „geheime“ Promis, die ihn als Bodyguard haben möchten, „Big Brother“ ist wohl interessiert (... was Eddy mit einem grinsenden „Nönönö“ erst mal von sich weist), und mit Olivia Jones geht es demnächst auf Kieztour durch St. Pauli.

Auswandern nach Malta, das wär ’ne gute Idee ...

Doch am liebsten würde Eddy seine Zelte in Deutschland ganz abbrechen und für immer auf seine Urlaubsinsel Malta übersiedeln. „’ne Bratwurstbude aufmachen oder als Fahrer arbeiten ... ich käme schon klar“, meint er.

Seinen einstigen Förderer und Kumpel würde er auch dort täglich sehen - morgens im Spiegel. Denn das Lindenberg- Tattoo auf Eddys linkem Oberarm, das er sich als glühender Udo-Fan mit 14 Jahren selbst stach, das bleibt dran - „ganz sicher!“

Weitere Fotos vom MOPO-Interview mit Eddy Kante

Fotos: RALF SEEGERS (8), ACTION PRESS