Eibauer: Ein Traditionsbetrieb kann auch anders

Eibau - Knapp 50 Mitarbeiter hat die Eibauer Brauerei. Das privat geführte Unternehmen, tief verwurzelt in der Oberlausitz, ist hierzulande vor allem für sein Schwarzbier berühmt.

Nur fürs Foto lässt Geschäftsführerin Julia Böhmer (42) es auch mal während der Arbeitszeit zischen. Die Görlitzerin sieht im Exportgeschäft eine große Chance für den Betrieb.
Nur fürs Foto lässt Geschäftsführerin Julia Böhmer (42) es auch mal während der Arbeitszeit zischen. Die Görlitzerin sieht im Exportgeschäft eine große Chance für den Betrieb.  © Eric Münch

Was wenige wissen: Eibauer hat neben heimischen Biertrinkern längst auch den Weltmarkt im Visier. Rund 60 Prozent der Produktion gehen in den Export. Hauptabnehmer sind Russland und China.

Über genaue Ausstoßzahlen schweigt Geschäftsführerin Julia Böhmer (42) sich gerne aus: "Betriebsgeheimnis!", heißt es dann mit einem Lächeln.

Weitaus offener erzählt sie dafür, wie all die verschiedenen Namen zustande kommen, unter denen das Eibauer Bier vor allem in China auf den Markt kommt. "Alpenkaiser" zum Beispiel, "St. Rupold" oder "Anklam". Böhmer: "Da trink' ich abends zwei Bier und dann werde ich kreativ..."

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Eine Kollegin mit Vornamen Carola brachte sie etwa auf die Idee, ein Hefeweizen "St. Carolus" zu taufen. Die Chefin erklärt: "In China arbeiten wir mit vielen Importeuren zusammen; die meisten wollen ein exklusives Produkt."

Am liebsten Hefeweizen aus der Dose, aber mit eigenem Label - für die Eibauer kein Problem.

Deutsches Bier: In China ein Statussymbol

Eibauer hat viele Namen. Speziell chinesische Kunden verlangen gerne nach einer "exklusiven Marke". Kein Problem, können sie haben...
Eibauer hat viele Namen. Speziell chinesische Kunden verlangen gerne nach einer "exklusiven Marke". Kein Problem, können sie haben...  © Eric Münch

Erst recht nicht, seit man (als wohl erste Brauerei in Deutschland!) eine Anlage in der Produktion hat, die dünne, bedruckte Folien über neutrale Dosen stülpt. Sogenannte "Sleeves". Das ist billiger, als die Dosen direkt zu bedrucken, womit sich jetzt auch kleinere Stückzahlen wirtschaftlich rechnen.

Das Bier geht dann meist per Seecontainer oder Zug nach Fernost. Deutsches Bier ist gerade unter Chinas neuer Mittelschicht ein schmackhaftes Statussymbol.

Dass Eibauer überhaupt ins Reich der Mitte liefert, ist eher dem Zufall geschuldet. 2010 hatte sich ein chinesischer Generalimporteur gemeldet, leicht verzweifelt auf der Suche nach einem guten dunklen Bier.

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Ein in Deutschland lebender Onkel hatte Eibauer empfohlen. Ein Anruf, und man kam ins Geschäft. Damals reifte bei den Lausitzern die Erkenntnis: Wenn schon der deutsche Biermarkt zunehmend rückläufig ist (was ja die ganze Branche betrifft), warum dann nicht sein Heil im Export suchen?

Gesagt, getan. Fortan setzte die Eibauer Brauerei verstärkt auf die Dose - 90 Prozent des Exports landen in Halbliter-Hülsen. Eine neue Dosenabfüllanlage wurde vor wenigen Jahren angeschafft. Eine Millioneninvestition, die überlegt sein wollte, mittlerweile aber Früchte trägt.

Für Frauen gibt's Bier mit Koskosgeschmack

Auf dem Brauereigelände wird gerade ein Schiffscontainer mit Eibauer Bier beladen. Ziel ist diesmal die südostchinesische Hafenstadt Fuzhou.
Auf dem Brauereigelände wird gerade ein Schiffscontainer mit Eibauer Bier beladen. Ziel ist diesmal die südostchinesische Hafenstadt Fuzhou.  © Eric Münch

Weitere Exportländer neben China sind vor allem Russland (wo man tatsächlich unter der Marke "Eibauer" auftritt), Korea, Vietnam und skandinavische Länder. Zudem kooperiert Eibauer seit Kurzem mit einer tschechischen Brauerei.

Julia Böhmer: "Wir füllen deren Bier in Dosen ab. Dafür vertreiben die Kollegen unser Schwarzbier und unser Hefeweizen in Tschechien." Dorthin muss man sich erstmal trauen - Biertrinkern gilt die Nachbarrepublik schließlich noch immer als Bierland Nummer eins.

Bei allem Fokus auf ausländische Märkte wollen die Eibauer natürlich auch den heimischen Durst abdecken. Eine Spreizung der Produktpalette (16 Biersorten insgesamt!) soll hier für neue Kundschaft sorgen.

Neben Schwarzbier, Weizen, Pils etc. bringen die Brauer zwar kein Alkoholfreies heraus ("Wer's alkoholfrei mag, soll Limo kaufen"), aber doch seit vier Jahren ein Minzbier. Außerdem, ganz neu, eines mit Kokosgeschmack. "Das hat sofort eingeschlagen", freut sich die Geschäftsführerin.

Zielgruppe seien hier natürlich Jüngere und Frauen. Apropos Frauen: Auch wenn die Bierbranche eher männerdominiert ist, scheint Julia Böhmer als Chefin voll akzeptiert. Seit 2010 ist die Görlitzerin schon im Unternehmen, fast genauso lange führt sie die Geschäfte. Sie sagt, wo es lang geht im Betrieb, packt aber auch mit an, wenn's sein muss.

Vor der Zukunft hat Julia Böhmer keine Angst. Strategisch werde man auch weiterhin die Umsätze, die zum Beispiel in der Lausitz wegbrechen, anderswo zu kompensieren versuchen.

"Und das gelingt uns im Ausland nun mal leichter als im heimischen Markt", ist die Eibauer-Chefin vom Spagat des Traditionsunternehmens voll überzeugt.

"Bierzug" lockt Sonntag wieder in die Lausitz

Ein Historienspektakel mit viel Geschmack: Um 11 Uhr setzt sich am heutigen Sonntag wieder der "Eibauer Bierzug" in Bewegung. Prächtig-geschmückte Kaltblüter vor alten Brauereiwagen trotten dann vom Ortsteil Walddorf aus Richtung Eibauer Volkshaus.

Auf dem Festgelände dort geht dann die Party richtig los, natürlich fließt auch jede Menge Bier. Übrigens nicht nur Eibauer: Insgesamt zehn Brauereien beteiligen sich an dem Fest, das an eine Bierfehde im 17. Jahrhundert erinnern will.

Wer dabei sein möchte, sollte sich auf Umleitungen und etwas Andrang einstellen.

Eine moderne Anlage stülpt bedruckte Folien über die Dosen - das gibt es so deutschlandweit (bislang) nur bei Eibauer.
Eine moderne Anlage stülpt bedruckte Folien über die Dosen - das gibt es so deutschlandweit (bislang) nur bei Eibauer.  © Eric Münch
Seit 1810 wird in der Brauerei Bier produziert. Die meiste Zeit nicht annähernd so maschinell wie heute.
Seit 1810 wird in der Brauerei Bier produziert. Die meiste Zeit nicht annähernd so maschinell wie heute.  © privat/Foto-Peschel

Titelfoto: Eric Münch, imago stock&people / Mint Images

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