Heute will der Mann mit dem Hammer-Schuss wieder zuschlagen
Von Enrico Lucke

Litvinov - Auf dem Eis ist Petr Macholda der Abräumer in der Abwehr oder der Mann mit dem Hammer-Schuss von der blauen Linie. Der 34-Jährige geht jetzt in seine vierte Eislöwen-Saison. Für MOPO24 zeigte sich der Dresdner Publikumsliebling von der privaten Seite.
Mit dem Auto ging’s dafür von der EnergieVerbund Arena rund 70 km Richtung Süden. Das Ziel: Litvinov. Am Hang der gut 25.000-Seelengemeinde hat Petr für seine Familie ein Haus gebaut.
„Seit sechs Jahren wohnen wir hier“, verrät der Verteidiger. Wir, das sind seine Frau Marcela (33) und Sohnemann Matthias (7). „Bei meiner Familie komme ich zur Ruhe“, so Macholda. Bolzen mit dem Junior oder Rasen mähen - da schaltet er ab.
Die Pflege des Grüns ist dem passionierten Golfer offensichtlich sehr wichtig. Der Garten samt Wiese sieht perfekt aus. Dass Mäuse Löcher in den Rasen buddeln, ärgert den Hausherren.
Penibel war Macholda schon beim Bau: „Ich war täglich da, musste alles kontrollieren.“ Wer hätte das gedacht? Gilt Petr doch eher als einer, der mal einen kleinen Scherz macht und für sein Lächeln bekannt ist.

Die Gelassenheit strahlt er zwar auch privat aus, doch im heimischen Litvinov wirkt der Tscheche mit deutschem Pass auch nachdenklich, wenn es um sein Karriereende geht: „Es kann alles Mögliche passieren.“ Er plane deshalb nur von Jahr zu Jahr.
Und auch wenn Macholda in Litvinov geboren und aufgewachsen ist, dem Begriff Heimat geht er für die Eishockey-Metropole aus dem Weg: „Für einen Spieler ist es schwierig zu sagen, wo seine Heimat ist.“
Der Verteidiger ist schon viel rumgekommen. Dresden ist allein in Deutschland nach den DEL-Clubs Kassel, Frankfurt, Wolfsburg und Augsburg die fünfte Station. Seinen größten Erfolg feierte Petr mit dem HC Zlint - die tschechische Meisterschaft 2004.
Und trotzdem hat es Macholda im Litvinover Stadion nicht auf die Wand der Legenden des Clubs geschafft. Dort hängen nur die unzähligen NHL-Größen wie Jakub Petružálek, Robert Reichel oder Josef Beránek.
Vielleicht gelingt ja dem Jüngsten im Macholda-Clan der Sprung über den großen Teich . Wie einst Petr seinem Vater Vladimir (mittlerweile 60) eifert auch Matthias dem Papa nach. „Mit drei hat er angefangen, und klar bin ich stolz“, so der 34-Jährige. „Und Matthias kann wie nicht verlieren, dann weint er schon mal den halben Tag zuhause.“

Wichtiger, als dass der Junior Eishockey spielt, ist dem Vater, dass der Nachwuchs gut in der Schule ist. Macholda selbst hat Fachabitur, das Studium jedoch später abgebrochen.
„Ich habe viele Ideen für die Zeit nach meiner Karriere. Trainer werde ich nicht, vielleicht Sportdirektor bei den Eislöwen“, scherzt er.
Langweilig wird dem Verteidiger garantiert nicht. Hobbys hat er genug. Nummer eins ist das Golfen: „Zurzeit habe ich Handicap sieben und spiele nicht so gut. Ich hatte schon Handicap fünf.“ Unzählige Pokale in Macholdas Büro zeugen von Turnier-Erfolgen.
Die zweite Leidenschaft ist das Angeln. „Jetzt wo Matthias größer wird, will er auch mit. Aber er hat nicht die Geduld“, lacht Petr. „Ihm ist egal, wie groß der Fisch ist, Hauptsache es geht einer an den Haken. Ich will die dicken Brocken, bei denen ich kämpfen muss.“
Einen 75 Zentimeter großen Karpfen hat er schon rausgeholt, von einem zwei Meter langen Wels träumt Petr.
Fotos: Enrico Lucke