Vaginal Seeding: So gefährlich kann der Trend für Babys wirklich werden

London - Wer bei dem Wort "Menstruation" schon Schweißausbrüche bekommt, sollte es sich jetzt gut überlegen, ob er weiterlesen möchte. Denn ein neuer Trend, der jetzt auch in Deutschland immer beliebter wird, hat es in sich - und kann für Babys sogar gefährlich werden!

Kindern, die per Kaiserschnitt geboren werden, fehlt der natürliche "Schutzfilm" durch die Vagina.
Kindern, die per Kaiserschnitt geboren werden, fehlt der natürliche "Schutzfilm" durch die Vagina.  © 123RF

Immer mehr Eltern entscheiden sich für das sogenannte "Vaginal Seeding", wenn ihr Sprössling per Kaiserschnitt auf die Welt kommt.

Was sich vielleicht etwas nach einer neuen heißen Sex-Praktik anhört, ist schlichtweg eine Technik, um Babys auf ihr Leben außerhalb des mütterlichen Bauches vorzubereiten.

Denn wer sich schon einmal etwas näher mit den Unterschieden zwischen einer natürlichen Geburt und einem Kaiserschnitt beschäftigt hat, wird sicherlich auch auf die Keim-Problematik gestoßen sein.

Kinder, die den natürlichen Weg durch die Scheide ihrer Mutter wählen, werden im Geburtskanal einer Vielzahl von natürlichen Bakterien ausgesetzt.

Auch Wochen nach der Geburt gleicht die Bakterien-Besiedlung im Darm des Säuglings laut Eltern.de der mütterlichen Vaginalflora.

Experten nehmen an, dass Kinder durch die Berührung mit Keimen aus der Scheide der Mutter ein gestärktes Immunsystem haben. "Normal" geborene Babys haben demnach im Laufe ihrer Entwicklung seltener mit Allergien oder Asthma zu kämpfen.

Beim Vaginal-Seeding wird das Baby mit Bakterien betupft

Bei ihrem Weg durch den Geburtskanal kommen Säuglinge mit natürlichen Bakterien der Mutter in Berührung.
Bei ihrem Weg durch den Geburtskanal kommen Säuglinge mit natürlichen Bakterien der Mutter in Berührung.  © 123RF

Bei Babys, die durch einen Kaiserschnitt auf die Welt kommen, sieht das ganz anders aus: Da man das Neugeborene sozusagen aus dem Bauch der Mutter schneidet, ist es den Keimen im Geburtskanal nie ausgesetzt gewesen.

Um dem Kind trotzdem den idealen Start in sein Leben zu ermöglichen, schwören einige Eltern jetzt auf eine künstlich erzeugte Keim-Dusche. Dabei wird mit einem Tupfer die Vaginalflüssigkeit der Mutter aufgenommen und auf die Haut, den Mund und die Augen des Neugeborenen gerieben. So will man eine vaginale Geburt nachbilden.

Bisher gibt es aber laut Sun noch keine gefestigten Beweise, dass diese Methode wirklich gesundheitliche Vorteile für das Baby mit sich bringt. Dr. Patrick O'Brien, der am "Royal College of Obstetricians and Gynaecologists" in England arbeitet, warnt sogar: "Wir würden es erst empfehlen, wenn es Beweise gibt, dass es nicht schädlich ist und tatsächlich das Verdauungs-und / oder Immunsystem eines Kindes verbessert."

Er weist darauf hin, dass bei der Vaginalkeim-Dusche auch Bakterien an das Baby weitergegeben werden können, die möglicherweise auch Krankheiten auslösen. Eine Studie des Royal College wurden auch mögliche Gefahren der Weitergabe von HIV, Chlamydien, Gonorrhoe sowie Herpes, Streptokokken der Gruppe B und E.coli hingewiesen.

Allerdings sollte man bedenken, dass bei der Studie lediglich vier Babys untersucht werden. Aus so einer kleinen Datenmenge könne man keine sicheren Schlussfolgerungen ziehen. Man darf also gespannt sein, was die folgenden Untersuchungen noch aufdecken werden.

Laut dänischen Ärzten sollten Eltern nach der Geburt ihres Babys vor allem auf Haut-zu-Haut-Kontakt, Stillen und eine gesunde Ernährung achten. Damit würde man das Immunsystem des Kindes stärken.

Titelfoto: 123RF