Schuster vs. Fiel: So ticken die Trainer von Aue und Dynamo
Aue/Dresden - Ein gebürtiger Sachse gegen einen gebürtigen Schwaben: Dirk Schuster gegen Cristian Fiel. Das Derby am Sonntag zwischen Erzgebirge Aue und Dynamo Dresden ist auch ein Duell der beiden Trainer.

Wer stellt seine Truppe besser ein, wer hat die erfolgreichere Taktik? Beide waren früher selbst Spieler, kickten in der 1. Bundesliga, kennen also auch die andere Seite bestens. TAG24 hat die zwei unter die Lupe genommen, ihre Stärken und Schwächen aufgearbeitet.
Stärken
Schuster: Schuster steht für ehrlichen Fußball. In Spielerkreisen wird er als ausgezeichneter Motivator und sehr akribischer Trainer geschätzt, gilt als einer, der jeden Gegner bis ins kleinste Detail seziert. Fehler werden verziehen, wenn der Einsatz stimmt. Was Schuster nicht ausstehen kann, ist Unaufrichtigkeit. Ehemalige Spieler bezeichnen ihn als Kumpeltyp, der auch mal einen flotten Spruch drauf hat, gleichzeitig aber eine große Autorität ausstrahlt.
Fiel: Die Stärke von Cristian Fiel hat sich am Sonntag zur Halbzeitpause der Partie gegen Jahn Regensburg gezeigt. Dynamo lag 0:1 hinten. Er fragte, ob das Team seinen spielerischen Weg mitgehen oder die Bälle lieber nach vorn schlagen und auf den zweiten Ball gehen möchte. Die Jungs entschieden sich für das Fiel-System, sie waren überzeugt und drehten die Partie noch. "Das hat mich unheimlich stolz gemacht", sagte er danach. Fiel ist ein akribischer Arbeiter, der nichts dem Zufall überlässt. Er zeigt Wege auf, die Mannschaft folgt, glaubt und vertraut ihrem Trainer. Seine Idee vom Fußball haben seine Mannen verinnerlicht. Das wird im Laufe der Saison noch viel mehr zum Tragen kommen.

Schwächen
Schuster: Kult-Trainer Winfried Schäfer (u.a. Karlsruhe) sagte einst über seinen Zögling: "Dirk war ein guter Fußballer, aber sein linker Fuß – der Ball hat manchmal geweint.“ Schuster muss in Aue nicht selbst kicken, sondern lässt kicken. Das Manko: Zusammengestellt wurde die Mannschaft vom beurlaubten Daniel Meyer. Sein Nachfolger muss mit diesem Personal Vorlieb nehmen und damit den Spagat hinbekommen, zwischen dem, was er spielen will und dem, was die Mannschaft dafür hergibt.
Fiel: Manchmal wirkt Cristian Fiel noch zu detailverliebt, weil er alles richtig machen will. Er überfrachtet seine Mannschaft noch ab und an, auch das war in der ersten Hälfte gegen Regensburg zu sehen. Das war zu kompliziert. Da denkt er zu oft noch alsSpieler und weniger als Trainer.
Erfahrung
Schuster: Die Anzahl an Trainerstationen ist überschaubar. Dirk Schuster gilt nicht als Wandervogel. In zehn Jahren im Profifußball hat der 51-Jährige vor seinem Engagement in Aue mit den Stuttgarter Kickers, zwei Mal Darmstadt 98 und dem FC Augsburg gerade drei Vereine betreut. Die Erfolge sind beachtlich: Drittligaaufstieg mit Stuttgart (2012), Durchmarsch von der 3. Liga bis in die 1. Bundesliga mit Darmstadt (2013-2015) und deutscher Fußballtrainer des Jahres (2016). Für ihn ist es natürlich auch das erste Sachsenderby als Trainer.
Fiel: Er ist immer noch ein Neuling. Fiel übernahm das Ruder Ende Februar dieses Jahres. Nach dem Abgang von Uwe Neuhaus im August 2018 war er für eine Partie Interimstrainer. Es kam Maik Walpurgis, der sich nicht lange hielt. Zuvor leitete Fiel die Geschicke der "U17". Sein größer Erfolg ist sicherlich der Klassenerhalt in der Vorsaison, ein Eckpfeiler dafür war der 3:1-Sieg in Aue am 1. April. Der 39-Jährige ist noch in der Lernphase, gilt aber als das Dynamo-Trainerprojekt von Sportgeschäftsführer Ralf Minge.