Wer zu früh kommt… Vorzeitiger Samenerguss: Problem und Lösung

Guter Sex ist kein Ausdauersport. Aber wenn der Mann so schnell kommt, dass von richtigem Sex keine Rede sein kann, muss gehandelt werden.
Guter Sex ist kein Ausdauersport. Aber wenn der Mann so schnell kommt, dass von richtigem Sex keine Rede sein kann, muss gehandelt werden.

Für die meisten Männer ist es ein Problem, über das Stillschweigen herrscht: Vorzeitiger Samenerguss. Dabei ist das einerseits ein Massenphänomen und andererseits meist ohne Arztbesuche therapierbar.

Wer kennt Michail Gorbatschows Spruch nicht: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ sagte der Staatsmann. Die hämische Variante macht daraus: „Wer zu früh kommt, den bestrafen die Frauen“. In diesem Spruch liegt viel Verbitterung.

Zu früh kommen, das ist etwas, was die wenigsten Männer im Kreis ihrer Kumpels diskutieren würden und viele nicht mal ihrem Arzt erzählen.

Doch wann liegt überhaupt ein „echter“ vorzeitiger Samenerguss vor? Und wie sollten Männer sich verhalten, wenn der eigentlich erlösende Orgasmus viel schneller kommt, als man(n) ihn sich wünscht? Der folgende Ratgeber gibt Antwort darauf.

Was ist vorzeitiger Samenerguss?

Erst wenn der Orgasmus für den Geschmack von beiden zu schnell kommt und beim Mann ein Leidensdruck entsteht, kann wirklich von vorzeitigem Erguss gesprochen werden.
Erst wenn der Orgasmus für den Geschmack von beiden zu schnell kommt und beim Mann ein Leidensdruck entsteht, kann wirklich von vorzeitigem Erguss gesprochen werden.

Vorzeitiger Samenerguss ist in der von wissenschaftlichen Daten geprägten Medizin ein Phänomen. Denn um „vorzeitig“ im Sinne eines Zeitraums zu definieren, müsste es einen Optimalwert geben – das tut es allerdings nicht, weil Sex weltweit unterschiedlich lang dauert.

Deshalb ist die Definition, was ein vorzeitiger Erguss ist, ein wenig schwammig.

Grundsätzlich gilt: Alle Männer haben nur eine begrenzte Zeitspanne, während der sie einen Orgasmus verzögern können. Irgendwann kommt es jedem, ob er will oder nicht. Erst wenn diese Zeitspanne entweder

  • Geringer als eine Minute ab der Penetration dauert
  • Leidensdruck daraus entsteht

kann tatsächlich von vorzeitigem Erguss die Rede sein. Ein durchschnittlich-gesunder Mann, der nach fünf Minuten kommt, braucht sich keine Sorgen zu machen, denn er befindet sich in Gesellschaft eines Großteils der männlichen Weltbevölkerung. Und auch wer tatsächlich oft oder immer zu früh kommt, ist nicht einsam: Allein in Deutschland haben 20,3% aller Männer ihren Orgasmus nicht unter Kontrolle.

Woran liegt es?

Der vielleicht häufigste Grund für vorzeitige Ergüsse: Zu große Erregung durch eine neue Liebe.
Der vielleicht häufigste Grund für vorzeitige Ergüsse: Zu große Erregung durch eine neue Liebe.

Vorzeitige Orgasmen haben vielerlei Ursachen. Und nicht jede davon ist automatisch negativ zu bewerten.

  • Beispielsweise kann es schlicht vorkommen, dass ein Mann durch die Situation dermaßen erregt ist, dass sein Körper sich selbst Erleichterung verschafft. Das kann eine neue Partnerin sein oder eine andere Sex-Stellung, oder, oder, oder…
  • Auch kann sich der Orgasmus verselbstständigen, wenn Männer über längere Phasen andauernd erregt wurden, aber zu keinem Orgasmus kamen. Dieses Spiel des „Heißmachens“ und „Zappeln lassen“ ist sogar eine eigene Sexpraktik.
  • Wieder andere sind schlicht zu empfindlich. Ihr Penis reagiert besonders sensitiv. Beim Sex wird dann die Reibung so stark, dass jegliche Kontrolle über den Orgasmus entgleitet.

Das bedeutet zusammengefasst: Erst wenn wirklich bei jedem, oder fast jedem Geschlechtsakt der Samenerguss außer Kontrolle gerät, kann von vorzeitigem Samenerguss gesprochen werden. Zudem gilt: Erst wenn alle Therapieformen versagen und die Partnerschaft darunter leidet, ist Handlungsbedarf gegeben.

Und was nun?

Zunächst sollten Männer Ruhe bewahren. Erst sollte beobachtet werden, seit wann der vorzeitige Samenerguss vorkommt. Seit der Pubertät oder erst nach einem besonderen Ereignis? Trat er beispielsweise zeitgleich mit dem Beginn einer neuen Beziehung auf, ist die Sachlage eindeutig: Der neue Partner ist zu anregend. In den überwiegenden Fällen wird sich das Problem mit der Zeit von selbst beheben.

Dann sollte im nächsten Schritt probiert werden, ob der Erguss nur beim Sex oder auch bei der Masturbation vorzeitig erfolgt. Diese Selbstdiagnose ist einfach: Man(n) macht es sich gemütlich, und misst die Zeit, wie lange er bis zum Orgasmus braucht. Dauert es hier ebenfalls zu kurz, ist wahrscheinlich die Penis-Empfindlichkeit zu hoch. Dann können beispielsweise Salben Abhilfe verschaffen, wie sie dieser Artikel listet. Sie machen „ihn“ unempfindlicher und können so helfen, die Durchhaltedauer zu verlängern. Eine rabiatere, aber dauerhafte Lösung ist die Beschneidung, also operative Entfernung der Vorhaut. Die dann immer freiliegende Eichel wird durch den dauernden Kontakt mit der Unterwäsche automatisch unempfindlicher

Ausdauertraining

Die effektivste weil dauerhafteste und erfolgreichste Therapieform: Ausdauertraining mit sich selbst und dem Partner.
Die effektivste weil dauerhafteste und erfolgreichste Therapieform: Ausdauertraining mit sich selbst und dem Partner.

Wie bei einem Läufer, so lässt sich auch auf sexueller Ebene die Ausdauer selbst trainieren. Dazu gibt es wissenschaftlich anerkannte Techniken.

  • Squeeze-Technik: Dabei wird der Penis entweder durch seinen Besitzer oder die Partnerin stimuliert. Und zwar so lange, bis der Orgasmus unmittelbar bevorsteht. Dann wird der Penis für mehrere Sekunden fest aber nicht schmerzhaft zusammengedrückt, bis der Orgasmusdrang sich reduziert hat. Nach einer halben Minute kann das Spiel von vorne beginnen und sollte pro Sitzung etwa 30 Minuten dauern. Allerdings simuliert diese Therapieform echten Sex nur mangelhaft, weil keine Frau einen Penis mit ihren Vaginalmuskeln so stark quetschen könnte. Die Technik eignet sich daher nur, um grundlegend den Zeitpunkt des Samenergusses nach hinten zu verschieden.

  • Start-Stopp-Technik: Diese Technik kommt ohne Drücken aus und ist deshalb besser zum Orgasmustraining für den tatsächlichen Sex geeignet. Es beginnt damit, dass der Mann masturbiert, bis er kurz vor dem Orgasmus steht. Dann wird die Stimulation gestoppt und der Mann spannt die Unterleibsmuskeln an, als wollte er beim Urinieren mittendrin unterbrechen (diese Übung stärkt auch die Prostata und sollte deshalb auch von Männern ohne Ergussprobleme regelmäßig angewandt werden). Nach mehrminütiger „Abkühlphase“ kann das Spiel erneut aufgenommen werden. Eine halbe Stunde später kommt der Partner ins Spiel. In einer Position, die dem Mann selbstständige Unterbrechung der Bewegungen erlaubt, wird der Geschlechtsverkehr durchgeführt. Und immer wenn der Orgasmus naht, wird eine Pause eingelegt.

Das vielleicht Beste an diesen beiden Methoden: Sie können ohne Hinzuziehen Dritter allein oder mit dem Partner durchgeführt werden. Zudem haben die Praktiken hohe Erfolgsraten zu verzeichnen. Erst wenn sie keine spürbare Verbesserung bringen, sollte ein Urologe aufgesucht werden. Allerdings: Dessen medikamentöse Therapieform funktioniert nur so lange, wie die Pharmazeutika eingenommen werden und ist keine dauerhafte Heilungsform.

Fazit

Ließe sich jedes sexuelle Problem so einfach bekämpfen, wie vorzeitiger Samenerguss, hätten Urologen weniger zu tun. Wer darunter leidet, dass sein Samenerguss unkontrollierbar früh erfolgt, sollte zunächst trainieren, trainieren und noch mehr trainieren. Erst wenn das keinen Erfolg bringt, ist ein Gang zum Arzt anzuraten.

Bildquellen:

1) Ovidiu
2) Studio Trebuchat (Aufmacher bestehend aus 1[&]2)
3) Syda Productions
4) drubig-photo
5) Kaspars Grinvalds

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