
Das sagt Ilkay Gündogan zu seinem Foto mit Erdogan!
Ilkay Gündogan hat zu seinem Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan Stellung bezogen
Von Stefan Bröhl
Eppan/Südtirol - Ilkay Gündogan hat "sehr schwierige" zwei Wochen hinter sich, wie er in einem ausführlichen Interview mit der ARD erzählte.

Dort sei einiges auf ihn und Mesut Özil eingeprasselt. "Es ist etwas, was uns nach wie vor beschäftigt. Deswegen tut es natürlich auch irgendwo weh, wenn Anschuldigungen kommen, wie "die Jungs sind nicht integriert" oder "sie leben nicht nach den Werten, die wir in Deutschland vermitteln wollen."
Gündogan gab an, immer versucht zu haben, ein "Vorbild" zu sein. Er sei "Menschen immer respektvoll" entgegengetreten und habe immer versucht "tolerant" zu sein. "Ich meine, wir kommen beide gebürtig aus Gelsenkirchen, aus einer Stadt, die sehr vielfältig ist. Deswegen waren wir es immer gewohnt, sehr Multikulti aufzuwachsen."
Er und Özil finden, "dass wir sehr, sehr vieles Gutes in unserem Leben schon getan haben."
Aus diesem Grund seien "die letzten zwei Wochen für mich persönlich extrem schwierig" gewesen. Diese Thematik beschäftige ihn nach wie vor: "Die Pfiffe im letzten Spiel haben natürlich alle mitbekommen und das ist niemals schön." Weder für ihn selbst, noch für seine Mitspieler."
Deshalb stellte der Profi von Manchester City noch einmal klar: "Was ich dazu sagen kann ist, dass mit diesem Treffen absolut kein politisches Statement von uns beiden ausgehen sollte."

Özils "Ansichten" kenne er zwar nicht. Er stehe "zu einhundert Prozent zu den Werten, die wir in Deutschland als wichtig empfinden."
Der 27-Jährige erklärte, wie er überhaupt auf die Idee kam, die Erdogan-Veranstaltung zu besuchen: "Es war eine Veranstaltung, die wir als türkischstämmige Premier-League-Spieler besucht haben, für Stipendiate, die aus der Türkei vergeben worden sind. Aufgrund unser türkischen Herkunft ist es natürlich naheliegend gewesen, dass wir dort auch auftreten."
Dass dieser Besuch dann so "gedreht" wurde, stieß Gündogan sichtbar sauer auf. Es seien "Lügen" verbreitet worden, etwa, dass der spielstarke Mittelfeldspieler die deutsche Nationalhymne nicht mitsingen würde und sogar, dass er einen türkischen Pass habe. Das alles entspreche "zu einhundert Prozent nicht der Wahrheit", wie Gündogan klarstellte.
Er fand auch, dass der Umgang mit ihm sei "nicht fair" gewesen sei. Damit müssen "Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen und Verantwortung tragen müssen", allerdings irgendwie umgehen. "Auch, wenn es nicht immer leicht ist", wie der angeschlagen wirkende Techniker zugab.
Er erhoffe sich für die nahe Zukunft nun eine gewisse "Akzeptanz", könne "Pfiffe" und "Beleidigungen" gegen sich aber nicht verhindern, weil "jeder ja machen kann, was er will", wie er traurig-lächelnd festhielt. Den Fokus in so einer Zeit komplett auf den Fußball zu legen, sei nicht leicht.
Ein wenig Kraft gegeben hätte ihm auch eine Unterhaltung mit Angela Merkel: "Ich hatte auch mit der Bundeskanzlerin ein Vier-Augen-Gespräch, was sehr, sehr gut war." Details wolle er nicht "preisgeben." "Ich mochte die Bundeskanzlerin vorher schon, sie war mir sehr sympathisch einfach in ihrem Auftreten. Dieses Treffen hat dieses Gefühl in mir einfach verstärkt." Auch das Treffen mit Frank-Walter Steinmeier sei gut gewesen.
Anschließend warb Gündogan seine Interviewer um Verständnis und bat darum, sportbezogene Fragen zu stellen. Ob diese leidige Geschichte nun endlich der Vergangenheit angehört und Gündogan sich auf die WM konzentrieren kann?
Fotos: DPA