Jetzt ist Neuhaus als Psychologe gefragt
Von Thomas Schmidt

Dresden - Der Abwärtstrend von Dynamo in der 2. Bundesliga hält weiter an. Der Punktgewinn vergangene Woche gegen die Würzburger Kickers stellte sich letztlich nur als Strohfeuer heraus.
Beim SV Sandhausen konnte man dem Aufsteiger vor allem in der ersten Halbzeit die Zweitliga-Tauglichkeit absprechen. Uwe Neuhaus wünschte sich diese Überschrift: "Willkommen in der 2. Bundesliga." Der 56-Jährige enttäuscht: "Hier müsste eigentlich jeder wissen, was einem abverlangt wird."
Zwei Wochen hat Dynamos Trainer jetzt Zeit, seine Spieler wieder in die Spur zu bekommen, doch die Aufgaben werden nicht leichter. Nach der Länderspielpause empfangen die Elbestädter Bundesliga-Absteiger VfB Stuttgart.

Eine Woche später reisen die Sachsen nach Heidenheim, im Anschluss kommt Ligaprimus Eintracht Braunschweig an die Elbe.
Allesamt ambitionierte Mannschaften aus dem oberen Drittel der Tabelle, die nicht vorhaben, Dynamo Aufbauhilfe zu leisten.
"Wir werden Sandhausen mit ein wenig Abstand auswerten und es dann hoffentlich besser machen. Das müssen wir auch, um in der Liga zu bestehen", sagte Neuhaus mit Blick auf die kommenden Partien.
Er muss nach der dritten Niederlage innerhalb von zwei Wochen mehr als nur ein wenig Aufbauhilfe leisten. Wieder einmal präsentierten sich alle Mannschaftsteile teilweise weit unter ihren Möglichkeiten.
"Gerade in der ersten Halbzeit war das absolut enttäuschend, da war eine ganze Klasse dazwischen", schimpfte er. Zweikampfhärte, Leidenschaft, Durchsetzungsvermögen vorn und hinten hätten gefehlt:
"Da haben wir es nicht verdient, überhaupt etwas mitzunehmen."

Trotzdem gab der Coach seinen Verlierern zwei Tage frei:"Das war unabhängig vom Ausgang des Spieles so geplant. Von Straftraining halte ich sowieso nicht viel. Ich will das für die Zukunft allerdings nicht ausschließen - hoffe aber, dass ich nicht zu solch einer Maßnahme greifen muss."
Zur nächsten Partie gegen Stuttgart sagt Neuhaus: "Da wird sicher die spielerische Komponente wieder mehr im Vordergrund stehen. Trotzdem: In erster Linie geht es in der 2. Liga um Mentalität und um die Gier, Spiele zu gewinnen. Das hat vor allem in der ersten Halbzeit in Sandhausen komplett gefehlt."
Dabei hatte er davor gewarnt, die Badener mit ihrem provinziellem Umfeld zu unterschätzen: "Die spielen nicht umsonst schon fünf Jahre in der 2. Liga, dort sind wir noch lange nicht."
Aber offenbar hat das nicht gefruchtet. Neuhaus: "Theorie und Praxis - das ist auch im Fußball ein Problem."
Fotos: Worbser Sportfotografie