Meine Meinung: Dresden braucht kein größeres Stadion

Ein Oberrang sähe schon schick aus, aber macht er auch wirklich Sinn?
Ein Oberrang sähe schon schick aus, aber macht er auch wirklich Sinn?  © phase10 Ingenieur- und Planungsgesellschaft mbH

Dresden – 25 Millionen Euro würde es kosten, das DDV-Stadion um 13.000 Plätze zu erweitern. Das macht knapp 2000 Euro pro neuem Platz. Ungefähr so viel kostete übrigens auch ein Stuhl in der Hamburger Elbphilharmonie.

25 Millionen Euro klingt in der heutigen komplett kommerzversauten Fußballwelt wie ein Klacks.

Für das Geld bekommst du inzwischen ja nicht mal mehr einen durchschnittlichen Star. So wechselte erst vor wenigen Wochen Julian Draxler für schlappe 40 Millionen von der Wolfsburger Ersatzbank nach Paris. In Leipzig wurde vor der Saison allein für die Top-Talente Timo Werner (10 Mio. Euro) und Oliver Burke (15 Mio.) das Geld hingeblättert, was in Dresden den Stadionausbau finanzieren würde.

Das zeigt, wie sich Dynamo und der fußballerische Geld-Adel immer weiter voneinander weg bewegen. Denn 25 Millionen Euro sind abseits des aufgeblasenen Hochglanzfußballs eben doch noch richtig viel Geld.

Auch mit 30.000 Plätzen ein Hexenkessel: Das DDV-Stadion.
Auch mit 30.000 Plätzen ein Hexenkessel: Das DDV-Stadion.

Und deshalb wäre es auch falsch, auf Teufel komm raus eine Erweiterung des Stadions in Dresden durchzuprügeln. Zwar läuft es bei den Schwarz-Gelben gerade ausgesprochen gut und natürlich neigt der Dresdner im Allgemeinen und der Dynamofan im Besonderen dazu, sich mehr oder weniger dem Größenwahn hinzugeben. Da trägt die Euphorie Dynamo schonmal ins Endspiel der Champions League. Am besten im neuen, großen Stadion, quasi ein "Finale daheeme".

Aber die Realität – und das wissen die meisten auch – sieht anders aus. Eine Rückkehr in die Dritte Liga kann noch lange nicht ausgeschlossen werden. Auch dort muss das Stadion finanzierbar bleiben.

Selbst wenn die SGD sich jetzt in der 2. Liga etabliert und ein paar Jahre im gesicherten Mittelfeld – irgendwo zwischen Platz acht und 13 – rumdümpelt, darf getrost bezweifelt werden, dass dann der Reiz und die Spannung ausreichen, um dauerhaft 40.000 Leute ins Stadion zu locken.

Denn für den leidenschaftlichen, harten Kern, der auch kommt, wenn es nicht so läuft, reicht die aktuelle Größe vollkommen aus.

Zu guter Letzt: Dynamo ist in den vergangenen drei Jahren gut damit gefahren, realistisch zu wirtschaften und auf dem Boden zu bleiben. Auf eine Erweiterung des Stadions haben sie als Mieter ohnehin nur begrenzten Einfluss. Es gibt auch Wichtigeres. Erstmal die aktuellen Stadionverträge neu verhandeln, und den Bau des Trainingszentrums im Ostragehege in trockene Tücher bekommen.

Abgesehen davon: Außer bei den absoluten Knallerspielen gab es bei den meisten Heimspielen in der Hinrunde auch an der Tageskasse noch Karten...

PS: Sollte Dynamo irgendwann doch mal mehr als ein Jahr in der Bundesliga mitspielen, wäre ich bereit, meine Ablehnung des Stadionausbaus nochmal zu überdenken. Denn cool aussehen tut es schon.

So könnte die Aufstockung aussehen.
So könnte die Aufstockung aussehen.  © phase10 Ingenieur- und Planungsgesellschaft mbH