Spitzel-Verfahren eingestellt: BSG Chemie Leipzig fordert Konsequenzen
BSG Chemie Leipzig appelliert an Generalstaatsanwaltschaft und Freistaat Sachsen
Leipzig - Erneut wurde bekannt, dass etliche Betroffene aus dem Umfeld der BSG Chemie Leipzig über mehrere Jahre abgehört wurden (TAG24 berichtete). Die Leutzscher appellieren an den Freistaat Sachsen und die Generalstaatsanwaltschaft Dresden.

Offenbar waren von Anfang August 2015 bis Juni 2018 umfangreiche Ermittlungsmaßnahmen durchgeführt worden. Den Beschuldigten wurde zur Last gelegt, eine kriminelle Vereinigung bilden zu wollen. Schon Ende 2017 hatten die Ermittlungsarbeiten für einen Aufschrei gesorgt. Damals kam heraus, dass Verdächtige und ihr Umfeld monatelang bespitzelt worden waren (TAG24 berichtete). Betroffen waren auch Funktionäre der BSG, Rechtsanwälte, Sozialarbeiter und Journalisten. Das Verfahren war 2016 ad acta gelegt worden.
Doch anscheinend war das nicht die einzige Schnüffel-Aktion. Denn erst jetzt wurde bekannt, dass ein erneutes Verfahren vor kurzem eingestellt wurde. Dabei ging es um Fälle von Sachbeschädigung. "[U]nter anderem wurden über mehrere Monate die Telefonate der zwanzig Beschuldigten abgehört. Daraus ergeben sich mutmaßlich mehrere hundert Betroffene, ein Großteil davon aus dem Umfeld der BSG Chemie Leipzig. Betroffen sind auch Spieler, Funktionäre, Fanvertreter sowie das Fanprojekt Leipzig", teilte die BSG mit.
Die Grün-Weißen fordern deshalb ein "Ende der willkürlichen Kriminalisierung von Fans des Vereins" und positionieren sich klar gegen rassistische, antisemitische und menschenfeindliche Einstellungen. Die Leutzscher vermuten, dass es bei der Abhör-Aktion eigentlich um etwas ganz anderes geht: "Im Raum steht der Verdacht, hier würden strafrechtliche Ermittlungen vorgeschoben, um sich ein genaues Bild über Strukturen und Kontakte prinzipiell friedlicher Fußballfans und einer vermuteten 'alternativen Szene' generell machen zu können." Schließlich ist der Verein für seine alternative Fanszene bekannt.
Neben immateriellem Schaden würden so auch potenzielle Partner, Sponsoren und Anhänger abgeschreckt. Deshalb appelliert die BSG "an Politik und Verwaltung des Freistaates Sachsen, die positive Entwicklung des Leipziger Fußballs, an der die BSG Chemie einen nicht unwesentlichen Anteil hat, nicht leichtfertig zum Spielball fragwürdiger politischer Interessen zu machen."
Fotos: Picture Point