Massenhaft späte Tore: Was ist bei dieser WM los?
Moskau - Diese Weltmeisterschaft liefert interessante Erkenntnisse. Wegen des gut funktionierenden Videobeweises und anderweitigen Spielunterbrechungen gibt es häufig eine Nachspielzeit von fünf Minuten - oder sogar noch mehr!

In diesem Turnier sind in 23 Spielen insgesamt 28 Tore nach der 85. Minute gefallen. Bei insgesamt 56 absolvierten Partien ist das eine außergewöhnlich hohe Quote.
Zum Vergleich: 2014 in Brasilien fielen bis zum Viertelfinale 19 späte Tore und bis Turnierende 21.
Bei der WM 2010 fielen sogar nur 14 Tore bis zum Viertelfinale und 16 bis zum Ende des Turniers.
Beim Sommermärchen, der deutschen Heim-WM 2006 wurden bis zum Viertelfinale 19 Tore kurz vor Ultimo erzielt und bis zum Abschluss des Turniers 20.
Ein Grund: Es wird länger gespielt. Zwei oder drei Minuten Nachspielzeit sind Geschichte. Mittlerweile dauern WM-Spiele - auch wegen des Videobeweises - häufig 95 Minuten oder länger.
Auch der Spielverlauf ist entscheidend. Das wurde bei dieser WM vor allem in den Gruppenspielen besonders deutlich.
Oft rennen die favorisierten Mannschaften gegen ein Abwehrbollwerk des Underdogs an. Natürlich verteidigt der individuell unterlegene Gegner sein Tor mit Mann und Maus, ehe die Kraft so sehr nachlässt, dass sie dem höheren Tempo des Favoriten Tribut zollen müssen, deshalb irgendwann müde gespielt sind und sich die Fehler häufen. Die Favoriten bleiben gleichzeitig diszipliniert ihrer taktischen Ausrichtung treu und belohnen sich dafür oft kurz vor Schluss.
Deshalb fallen ab der 85. Minute besonders viele Treffer.
In diesen Spielen wurde bei der WM spät getroffen

Die meisten Tore in den letzten Minuten schossen dabei Brasilien - und überraschenderweise auch Südkorea (jeweils drei)!
In den folgenden Begegnungen fielen späte Tore:
- Russland und Saudi-Arabien (zwei für Russland),
- Uruguay gegen Ägypten (eines für Uruguay),
- Iran gegen Marokko (eines für den Iran),
- Portugal gegen Spanien (eines für Portugal),
- England gegen Tunesien (eines für England),
- Polen gegen Senegal (eines für Polen),
- Kroatien gegen Argentinien (eines für Kroatien),
- Brasilien gegen Costa Rica (zwei für Brasilien),
- Schweiz gegen Serbien (eines für die Schweiz),
- Deutschland gegen Schweden (eines für Deutschland),
- Südkorea gegen Mexiko (eines für Südkorea), Belgien gegen Tunesien (jeweils eines für beide Mannschaften),
- Uruguay gegen Russland (eines für Uruguay),

- Saudi-Arabien gegen Ägypten (eines für Saudi-Arabien),
- Spanien gegen Marokko (eines für Spanien),
- Iran gegen Portugal (eines für den Iran),
- Island gegen Kroatien (eines für Kroatien),
- Nigeria gegen Argentinien (eines für Argentinien),
- Südkorea gegen Deutschland (zwei für Südkorea),
- Schweiz gegen Costa Rica (eines für Costa Rica),
- Frankreich gegen Argentinien (eines für Argentinien),
- Brasilien gegen Mexiko (eines für Brasilien),
- Kolumbien gegen England (eines für Kolumbien),
- Belgien gegen Japan (eines für Belgien).
Die WM-Spiele waren nicht immer auf höchstem Niveau, Spannung war aber im Großteil aller Begegnungen vorhanden. Und die entscheidende Turnierphase kommt erst noch.