Wechselt Dominik Kaiser im Winter von RB Leipzig zu Dynamo Dresden?
Von Dirk Loepelt

Dresden - Beim Anblick der Zweitliga-Tabelle bekommt derzeit jedes Herz, das an Dynamo hängt, ein mittelschweres Kammerflimmern. Die Angst geht um bei der Sportgemeinschaft. Die Angst vorm Absturz zurück in die Bedeutungslosigkeit der 3. Liga.
Noch ist nichts verloren, die Saison lang. Dass das "verflixte zweite Jahr" Dynamo erneut erwischt hat, scheint aber offensichtlich. "Wir sind sehr, sehr besorgt", schrieb ein Fan am Donnerstag an TAG24. Nach den Auftritten der vergangenen Wochen geht es vielen so.
Die Gründe für die schwarz-gelbe Krise sind sicher vielfältig. Die Transferpolitik ist weniger glücklich als im Vorjahr, dazu kommen Verletzungen von Stammspielern, die Formschwankungen einiger Leistungsträger, das fehlende Selbstbewusstsein und so weiter.
Zudem ist die Aufstiegseuphorie des Vorjahres völlig verflogen. Die Dynamik, die Power, das Tempo im Vorwärtsgang - all das zeichnete die Mannschaft von Trainer Uwe Neuhaus in der Vorsaison aus und ist bis auf wenige Ausnahmen abhanden gekommen.
Neuhaus, der nach zwei überaus erfolgreichen Jahren die bisher schwierigste Phase seiner Amtszeit erlebt, dürfte genauso wenig wie Sportdirektor Ralf Minge blauäugig mit der Bewertung der aktuellen Situation umgehen.

Die sportliche Führung muss und wird reagieren. Inwieweit das noch für die restlichen vier Spiele gegen Düsseldorf, Aue, Union und Duisburg greifen kann, wird man sehen. Dass Dynamo dreimal auswärts ran muss, scheint momentan kein Nachteil...
Klar ist: In der Winterpause dürfte der Kader zwar nicht umgekrempelt, aber punktuell neu strukturiert und vor allem verstärkt werden.
Da außergewöhnliche Situationen bekanntlich auch außergewöhnliche Maßnahmen erfordern, scheint man bei Dynamo auch bereit zu sein, neue Wege zu gehen.
Ein Indiz dafür: Laut TAG24-Informationen soll sogar ein "Roter Bulle" auf der Kandidatenliste neuer Spieler stehen. Dominik Kaiser, seit fünf Jahren in Diensten von RB Leipzig und als Kapitän mehrfacher Aufstiegsheld, will im Winter weg.
Ausgerechnet Dominik Kaiser verschoss den entscheidenen Elfmeter im Pokalkrimi RB Leipzig gegen Dynamo

Der Mittelfeldmann, der mit seiner Dynamik und Präsenz eine Mannschaft durchaus mitreißen kann, steht auf dem Abstellgleis. RB hat dem 29-Jährigen bereits Gespräche angeboten und würde keine Steine in den Weg legen. Kaiser würde zwar gern in der 1. Bundesliga bleiben, will aber vor allem eines: spielen.
Bei Dynamo könnt er das sicher. Bleibt nur die Frage, ob die schwarz-gelbe Fangemeinde mitspielen würde. Immerhin: Mit Stefan Kutschke fand bereits ein Spieler mit RB-Vergangenheit sein Glück in Dresden.
Kaiser spielte im vergangenen Sommer eine entscheidende Rolle im DDV-Stadion, wenn auch im negativen Sinne für seinen jetzigen Arbeitgeber. Denn in der ersten Runde des DFB-Pokals war er es, der als einziger Elfmeterschütze nicht traf. Torwart Marvin Schwäbe entschärft den Elfer, es war der erste, den Kaiser überhaupt jemals verschoss.
Möglich wären zudem ein, zwei oder gar drei Rückholaktionen. Innenverteidiger Giuliano Modica schmorte am Montagabend auf der Lauterer Ersatzbank und wäre wohl am liebsten gleich in Dresden geblieben. Marvin Stefaniak kam beim VfL Wolfsburg bisher nur auf drei Einsätze - in der Regionalliga wohlgemerkt.
So oder so: Dynamo wird im Winter Geld in die Hand nehmen müssen, um die Chancen auf den Klassenerhalt deutlich zu erhöhen. Denn statt von Europa zu träumen, gilt es ab sofort, den Albtraum vom Abstieg zu verhindern.
Fotos: Imago