Fußgängerpassage wird ab Juni mit Beton geflutet

Von Dirk Hein
Dresden - Neustädter Tunnel Alles Hoffen war vergebens. Trotz monatelanger Diskussionen und einer Petition für den Erhalt: Im Juni wird der Tunnel am Neustädter Markt endgültig zubetoniert. Aktuell laufen bereits erste Rückbauarbeiten.
„Mit der Verfüllung des Tunnels soll Anfang Juni begonnen werden“, bestätigt Reinhard Koettnitz (61), Chef des Straßen- und Tiefbauamtes. Momentan werkelt bereits die DREWAG vor Ort und verlegt Leitungen.
Nach der kompletten Entkernung des Tunnels soll eine rund einen Meter hohe Füllschicht den Boden bedecken. Koettnitz: „Dann ziehen wir mehrere Schotten ein und graben von oben Öffnungen.“ Durch die pumpen die Bauprofis Flüssigbeton bis zur Decke.

So sollen Hohlräume vermieden werden. „Dann ist der Tunnel dicht“, ist sich Koettnitz sicher. Der Beton ist spatenlöslich, lässt sich also auch wieder entfernen. So steht der Beton-Tunnel möglichen Bauprojekten nicht im Weg. Auch ein leerer Kabelschacht wird mit verbaut, falls künftig Leitungen verlegt werden.
Die Kosten von 650.000 Euro werden komplett durch Fördermittel (Hochwasserschadensbeseitigung) finanziert. Im Gegensatz dazu hätten die Kosten für die Sanierung des Tunnels von 330.000 Euro von der Stadt bezahlt werden müssen. Der Tunnel könnte wie schon 2002 und 2013 erneut überflutet werden. Das war auch der Hauptgrund, warum im Stadtrat eine Petition für den Erhalt abgelehnt wurde.
Der Tunnel war ursprünglich 1977 eröffnet worden. In den Jahren zuvor wurde der im Krieg völlig zerstörte Neustädter Markt nach DDR-Plänen wieder aufgebaut - inklusive sechsspuriger Hauptverkehrsstraße.
Nach Ansicht vieler Kritiker ist diese Bundesstraße noch immer der Hauptgrund für die gefühlte Trennung zwischen der touristischen Altstadt und dem Neustädter Markt.
Der Pirnaische-Platz-Tunnel

Im Sommer 1971 wurde der Tunnel unter dem Pirnaischen Platz - als erster großer Fußgängertunnel der Stadt - eröffnet.
35 Jahre war die teils mit Geschäften gefüllte 240 Meter lange Unterführung in Betrieb. Nach einem durch Brandstiftung verursachten Feuer wurde die Röhre 2006 gesperrt.
2010 wurde der Tunnel im Rahmen eines neun Millionen Euro teuren Komplettumbaus des Pirnaischen Platzes mit 6000 Kubikmeter Leichtbeton geschlossen. Die einstigen Eingänge sind mittlerweile komplett verschwunden.
Fotos: Archiv/Stadt Dresden