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Harter Gegner: Darum liebt Dresden die Italiener trotzdem

Von Torsten Hilscher
Dresden - Mamma Mia! Das wird ein Fußballabend: Deutschland gegen Italien. Wenn unsere Löw-Jungs heute gegen die Squadra Azzurra antreten, sind auch in Dresden die Straßen leer gefegt.
Aber statt Wohnstube ist "Public Viewing" angesagt - sehr gerne auch zusammen. Von Italien und Italienern konnten wir Dresdner noch nie genug bekommen. Lesen Sie warum:
- Elbflorenz. Diesen Kosenamen haben wir uns nicht selbst zugeschrieben, sondern quasi verliehen bekommen - angeblich sogar vom Dichter Johann Gottfried Herder. Und da hat sogar ein Preuße recht: Im Geiste sind wir immer auch ein bisschen Italiener.

- Italienisches Dörfchen. Hier wohnten einst die Bauarbeiter der Hofkirche. Heute ist an dieser Stelle am Theaterplatz ein Restaurant mit Gesellschaftsräumen zu finden. Die Kirche selbst, nun Kathedrale, verdanken wir den italiienischen Meistern Gaetano Chiaveri und Lorenzo Mattielli.
- Italienisches Flair. In kaum einer Stadt nördlich der Alpen wird so gern dolce vita, das süße Leben zelebriert, am allerliebsten beim jährlichen Elbhangfest.
- Farben. Schon mal beobachtet? In den meisten Stadtteilen ist die Fassaden-Farbe Weiß verboten. Stattdessen lieben wir sanfte, toskanische Farben.

- Sixtinische Madonna. Die von Raffael vor 500 Jahren im italienischen Piacenza gemalte Schönheit hängt in der Gemäldegalerie Alte Meister. Ebenso viele andere berühmte Werke italienischer Künstler, etwa Canalettos Ansichten oder Giorgiones Schlummernde Venus. Bellissime!
- Charakter. Obrigkeitshörig, aber unabhängig. Wenn die Italiener Papa Papst oder andere schillernde Staatsmänner verehren, so lieben die Dresdner ihren Geenisch. Aber wie die Italiener sind die Dresdner renitent, protestieren gern gegen die Obrigkeiten und zetteln Revolten an. Da staunte einst selbst ein Geenisch und fragte "Deerf‘n died’n das?".
- ... und eben Fußball. Mag die Heim-Mannschaft auch noch so grottig spielen, mag der Ruf noch so schlecht sein - Dresdner wie Italiener halten zu ihren Jungs.
In diesem Sinne: Buona furtuna a tutti noi - viel Glück uns allen! (Den Deutschen nur ein bisschen mehr...)


Fotos: Eric Münch