Glashütte: Wohnhäusern droht Abriss für neue Uhren-Firmen

Von Pia Lucchesi
Glashütte - Zeitmesser aus Glashütte sind weltweit begehrt. Ein Glück für die Kleinstadt - und eine Herausforderung für Bürgermeister Markus Dreßler (39, CDU).
Das Stadtgebiet liegt in zwei Tälern, ist eng bebaut. Woher Bauland für die Erweiterung der Uhren- Produktion nehmen? Glashütte knüpfte in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreich an alte Traditionen an und hat sich zum Zentrum der deutschen Uhrenindustrie gemausert.
Besonders in den letzten Jahren haben sich neue Betriebe angesiedelt, andere bauten aus. Die Branche sowie feinmechanische Betriebe haben vor Ort gut 1800 Jobs geschaffen. Ebenso viele Einwohner zählt die Kleinstadt, deren Häuser sich dicht an dicht im Tal der Prießnitz und im Tal der Müglitz drängen.
Felsen und steile Berghänge setzen ihr natürliche Grenzen. „Hier lebt die Zeit!“, heißt ein Werbespruch der Stadt im Osterzgebirge, die ihren Wohlstand dem Uhren-Boom verlangt. Der junge Bürgermeister hat sich fest vorgenommen, diese Erfolgsgeschichte weiterzuschreiben.

Die Suche nach neuem Bauland treibt Markus Dreßler deshalb seit Jahren um. Er sagt: „Mit liegt konkret aktuell keine Bauanfrage vor. Doch wenn ein Unternehmer bei uns vorspricht, wollen wir ihm Perspektiven aufzeigen können.“
Die Lösung des Platzproblems hat Dreßler zur Chefsache gemacht und Experten für Städtebau nach Glashütte geholt. Die gingen auf Exkursion, hielten Ausschau nach Baulücken und Flächen mit Potenzial.
Ihre „Fundstücke“ und Erkenntnisse schrieben sie in einem städtebaulichen Entwurf nieder. Am 7. Juli soll der öffentlich präsentiert werden.
Der Bürgermeister: „Wir waren selbst überrascht, was die Stadtplaner alles zusammengetragen haben im Umfeld der Dresdner und der Altenberger Straße.“ Die Fachleute raten der Stadt, gewerbliche Ansiedlungen zu verdichten und langfristig zu „bereinigen“.
Sprich: einzelne Wohnhäuser aus dem Umfeld von Fabriken zu verbannen. Dreßler: „Darüber muss man reden. Das kann nur im Einklang mit den Grundstücksbesitzern und den Betrieben erfolgen.“
Die gute Nachricht, die Dreßler aber vor allem nach außen tragen will, ist: Glashütte tickt richtig. Es sind gute Zeiten für Investoren.
Manufakturen haben zuletzt viel investiert

Der Name Glashütte steht für höchste Präzision. Ferdinand Adolf Lange begründete dort 1845 die Produktion von Uhren.
Wer heute durch die Stadt bummelt, liest klangvolle Markennamen an den Türschildern der Manufakturen: A. Lange [&] Söhne, Glashütte Original, Nomos, Tutima, UNION, WEMPE, Mühle, Bruno Söhnle, Grossmann, C. H. Wolf und SUG.
Alle haben in den vergangenen Jahren immens am Standort investiert.
So wird die Manufaktur A. Lange [&] Söhne am 26. August einen Erweiterungsbau an der Altenberger Straße einweihen.
Neue Schau zu alten Meisterwerken

„Glashütte zur DDR-Zeit. Die Uhrenproduktion 1951 bis 1990“, heißt die neue Sonderschau, die seit Freitag im Deutschen Uhrenmuseum in Glashütte zu sehen ist. Sie zeigt Chronometer, Maschinen, Werbefilme und Fotos aus dem VEB GUB.
Geöffnet: täglich 10-17 Uhr. Eintritt: 6, ermäßigt 4 Euro.
Fotos: Egbert Kamprath; dpa/Ralf Hirschberger, Matthias Hiekel