Görlitz wird zum Armenhaus Sachsens

Görlitz - Höchste Arbeitslosenquote Sachsens und dann noch das Aus von Siemens: Das strukturschwache Görlitz sorgt für Negativ-Schlagzeilen. Und auch 2018 wird die Kaufkraft bundesweit nirgends so niedrig sein wie im Kreis Görlitz, zeigt eine neue Prognose.
Die Kaufkraft ist laut Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) die Summe der Nettoeinkünfte (Gehalt, Arbeitslosen- und Kindergeld, Rente).
Die Forscher haben nun die Kaufkraft 2018 für alle 402 deutschen Stadt- und Landkreise prognostiziert. Demnach kann jeder Bundesbürger rechnerisch 633 Euro mehr ausgeben als 2017.
Pro Kopf ergibt das eine Kaufkraft von 22 992 Euro, die etwa für Konsum oder Wohnen zur Verfügung stehen. Doch noch immer liegen alle Ost-Länder deutlich unter dem Niveau des Westens.

Und ganz am Ende hat der Kreis Görlitz trotz Zuwachs wie seit vielen Jahren die rote Laterne: Hier liegt die Kaufkraft pro Kopf bei nur 18.157 Euro. "Die Görlitzer haben rund 21 Prozent weniger als der Bundesschnitt", so die Forscher.
Eine Erklärung: Gut bezahlte Jobs sind selten. Ausnahmen sind Bombardier und Siemens - noch. Der Görlitzer OB Siegfried Deinege (62, parteilos) spricht mit Blick auf die Schließung von Siemens von einer Katastrophe nicht nur für Mittelstand und Zulieferer, sondern auch für den Handel.
Im Bundesländer-Ranking liegt Sachsen auf Platz 13 von 16 - mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 19.727 Euro. Auf Platz eins bei den Ländern Hamburg mit 25.242 Euro, bei den Landkreisen Starnberg bei München mit 33.102 Euro.
Und innerhalb Sachsens? Pro Kopf ist die Kaufkraft in Dresden am höchsten (20.948 Euro, Platz 296), gefolgt von Leipzig (20.645 Euro, Platz 334) und Chemnitz (20.367 Euro).


Fotos: GfK, Eric Münch, dpa/Monika Skolimowska, Imago