Machen bald Roboter unsere Arbeit? Industrie 4.0 ist auf dem Vormarsch
Kreis Gütersloh gefährdet
Gütersloh – Hammer-Nachricht für den Kreis Gütersloh! Ein Arbeitswissenschaftler fand heraus, dass viele Arbeitsplätze infolge der Digitalisierung von Robotern besetzt werden können.

Der Kreis Gütersloh ist einer der wirtschaftsstärksten im Land. Das Kreisgebiet läuft nun Gefahr, der Digitalisierung zum Opfer zu fallen, so die Neue Westfälische.
Der vielfältige Branchenmix könnte dafür sorgen, dass eine Vielzahl an Jobs verloren gehen. Das hat Frank Bauer vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) bei einem Vortrag der regionalen Arbeitsmarktexperten betont.
Zum Bundesland NRW zählen 31 Kreise und 22 kreisfreie Städte. Gütersloh steht da auf Platz vier der Regionen mit dem höchsten Gefährdungspotenzial. Einzig Olpe, der Märkische und Remscheid sind gefährdeter.
Der Arbeitsmarktforscher Bauer hat in seiner Studie vor allem das „Substitutionierungspotenzial" untersucht – die Gefahr, dass Roboter die Arbeit von Menschen übernehmen.
Viele Tätigkeiten im Kreis können automatisiert werden

Die Studie basiert auf der Analyse aller gängigen Berufe. Grundlegend war die Frage, inwieweit die Berufe auf Routinehandlungen basieren und ob diese im Zuge der Digitalisierung automatisiert werden können. Als Beispiel führt Bauer den Beruf eines Lager- und Transportarbeiters an.
Der Beruf ist durch sieben Merkmale gekennzeichnet: Lagern, Verpacken, Sortieren, Befördern und weiteres. Sechs von diesen Tätigkeiten könnten durch Maschinen verrichtet werden. Das ergibt ein Substitutionierungspotenzial von etwa 86 Prozent.
Laut Bauer ist im Kreis Gütersloh der Anteil an automatisierungsfähigen Tätigkeiten besonders hoch: „Das liegt daran, dass hier zwei Dinge zusammen kommen: Zum einen gibt es in der Industrie viele Firmen mit Fertigungs- und fertigungstechnischen Berufen, zum anderen in der Dienstleistung einen hohen Anteil an Logistikfirmen. In einer solchen Ausprägung wie im Kreis Gütersloh ist diese Kombination ungewöhnlich."
Jobverlust hängt vom Unternehmen ab

Weiter führte Bauer aus, dass Gütersloh ein Industriekreis sei: „14 Prozent der Beschäftigten arbeiten in Fertigungsberufen, 14 Prozent in fertigungstechnischen Berufen."
Diese Zahlen liegen um sechs und drei Prozent höher als der NRW-Schnitt. Weitere 14 Prozent agieren in der Logistikbranche. Diese Kombination macht die Situation im Kreis so heikel.
„Ob die Jobs tatsächlich verloren gehen, hängt von den Betrieben ab. Wie hoch ist die Investitionsbereitschaft des Unternehmers, wie wichtig ist ihm Handarbeit, welche moralisch-ethischen Erwägungen treiben ihn an, wie teuer wäre die Umstellung?", stellt Bauer klar.
Doch klar ist, dass die technischen Möglichkeiten von den Unternehmen nicht voll ausgenutzt werden. „In 60 Prozent der Firmen ist die Digitalisierung bislang kaum angekommen. In der Verwaltung eher, aber bei den Produktionsmitteln? Vor allem in kleinen Firmen dauert es oft sehr lange, bis tatsächlich auf digitale Fertigungstechnologie umgestellt wird", so Bauer.
Die Umsetzung der Digitalisierungsprozesse erfolgt schleppend
Die Kluft zwischen den Möglichkeiten und der Umsetzung wird von Jahr zu Jahr größer. Im Vergleich mit einer älteren IAB-Studie aus dem Jahr 2013 lässt sich dieser Trend ablesen. „Der Anteil der Berufsfelder, die ersetzt werden können, ist seither deutlich gestiegen", erklärt Bauer. Die Umsetzung sei jedoch noch nicht erfolgt.
Grundsätzlich sagt Bauer, dass die Jobs von Helfern stärker gefährdet seien, als die von Spezialisten. Auch die Entwicklung von Assistenzsystemen sollte nicht unterschätzt werden. So könnten Ungelernte Arbeiten verrichten, für die sie nicht qualifiziert sind. Das System könnte die Handgriffe erläutern und der Arbeitnehmer führt unter Anleitung die Tätigkeiten aus.
Im Kreisgebiet sind vor allem Metallbau, Maschinenbau, Druckerei, Elektronik, Textil, Logistik und Ernährung überdurchschnittlich vertreten. Schon jetzt übernehmen Roboter und Computer die Arbeiten von Menschen. Weniger gefährdet sieht das IAB die Land- und Forstwirtschaft, das Gastgewerbe, das Baugewerbe sowie die öffentliche Verwaltung und Erziehung und Unterricht.
Diese Branchen sind stärker in kreisfreien Städten wie Bielefeld angesiedelt. Bielefeld weist in OWL den niedrigsten Gefährdungsgrad auf. Landesweit steht Bonn an der Spitze.
Laut dem Arbeitsmarktforscher Bauer ist es unklar, wann sich die Veränderungen in der Berufswelt niederschlagen werden. „Es ist nicht zu spät, zu reagieren. Prosperierende Regionen wie Gütersloh sollten frühzeitig Maßnahmen ergreifen, damit sich ihre Lage nicht verschlechtert", so Bauer.
Fotos: DPA