Dresdner Hells Angels überraschend aufgelöst

Die Hells Angels Dresden wollten einem Club-Verbot zuvorkommen, um ihre Maschinen nicht zu verlieren.
Die Hells Angels Dresden wollten einem Club-Verbot zuvorkommen, um ihre Maschinen nicht zu verlieren.

Von Eric Hofmann und Alexander Bischoff

Dresden - Die Hells Angels haben am Montag ihr Dresdner Charter aufgelöst. Damit kamen die Rocker offenbar um Haaresbreite einem Verbot ihres Clubs zuvor.

Seit 2009 waren die Höllenengel in der Landeshauptstadt, residierten in einem Keller am Kaditzer Riegelplatz.

Das knallrote „Place“- Schild hängt zwar noch immer über dem Eingang, doch seit Montag ist der Hells Angels MC Dresden aufgelöst, wie das „PR-Team“ des Clubs mitteilte.

Gründe erfährt man offiziell nicht. Intern heißt es, dass der Club so einem Verbot zuvorkommen wolle, die Mitglieder ihre Motorräder retten wollten. Denn die wären bei einem Verbot als „Vereinseigentum“ eingezogen worden.

Erst im Oktober war das Göttinger Charter der Hells Angels vom niedersächsischen Innenminister Boris Pistorius (SPD) verboten worden. Bei der Razzia wurden den Rockern dort die Harleys unterm Hintern weg beschlagnahmt.

Nicht mehr hier - doch das Schild "PLACE" markiert noch immer den Treffpunkt der Hells Angels.
Nicht mehr hier - doch das Schild "PLACE" markiert noch immer den Treffpunkt der Hells Angels.

„Die Dresdner hatten Angst, dass es ihnen ähnlich wie den Göttingern ergeht“, sagt ein Insider.

Grund: Wie in Niedersachsen, wo mehrere Strafverfahren gegen Club-Mitglieder zum Vereinsverbot führten, gibt es aktuell auch mehrere Verfahren gegen Dresdner Rocker.

So wurde der Präsident der hiesigen Höllenengel, Lutz „Lu“ W. (46), bei einer Kokain-Razzia im August verhaftet.

„Wir ermitteln gegen mehrere Mitglieder und Unterstützer der Hells Angels wegen Handels mit Betäubungsmitteln“, bestätigt der Dresdner Staatsanwalt Jan Hille.

Wie dicht der Dresdner Club-Ableger tatsächlich vor einem Verbot stand, will das sächsische Innenministerium nicht sagen. „Zu bevorstehenden Verbotsverfahren äußern wir uns prinzipiell nicht“, so Ministeriumssprecher Martin Strunden auf MOPO-Nachfrage.

Erst im Juni hatte Innenminister Markus Ulbig (50, CDU) die Club-Symbole der „Hells Angels“ in Sachsen verboten.

Seither dürfen die Rocker ihre Kutten nicht mehr tragen.

Hells Angels jetzt nur noch in Leipzig

Am 15. August 2014 ging das Landeskriminalamt gegen Dresdner Hells Angels in Döbeln vor.
Am 15. August 2014 ging das Landeskriminalamt gegen Dresdner Hells Angels in Döbeln vor.

Nach der Auflösung der Dresdner Höllenengel ist der Hells Angels MC Leipzig der einzig verbliebene große, internationale Rockerclub im Freistaat.

Outlaws MC und Bandidos verschwanden schon vor Jahren aus Sachsen, die sächsischen Ableger des Gremium MC wurden 2013 vom Bundesinnenministerium verboten.

Die Rockerszene in Sachsen ist jedoch bunt und vielfältig. Ein gutes Dutzend Clubs pflegt den Lebensstil auf zwei Rädern.

Die bekanntesten: die „Tanks“ aus dem Erzgebirge, „Steelwings“, „Red Devils“ und „Streetfighter LE“ aus Leipzig, die „Kartoffelkäferbande“ aus Grimma, die Wurzener „Road Holder“ und der „Dark Forces MC“ aus Döbeln.

Fotos: Steffen Füssel, DPA, Privat