800 Biker erweisen ihrem Kumpel die letzte Ehre

Von Alexander Bischoff
Leipzig - Höllenengel, rote Teufel, ein Sarg und vorneweg Blaulicht: In Leipzig sind am Samstag Hunderte Rocker mit ihren Maschinen und Autos durch die Stadt getourt - freundlich begleitet von der Polizei. Hintergrund war die Beerdigung einer Szenegröße.
Der Tross startete mittags am Clubhaus der „Hells Angels“ im Leipziger Norden und führte tief in den Westen der Stadt, zum Friedhof an der Merseburger Straße.
Dort nahmen am Nachmittag rund 800 Rocker aus ganz Deutschland Abschied von Peter Kairies, einem langjährigen Führungsmitglied der Leipziger „Red Devils“. Der 300-Kilo-Mann, der wegen seiner eindrucksvollen Statur nur „Baum“ genannt wurde, war am 7. Februar mit nur 42 Jahren an Herz- Kreislaufversagen gestorben.

Hatte Sachsens Polizei in der Vergangenheit sämtliche Gruppenausfahrten von Höllenengeln [&] Co. verboten, zeigten sich die Ordnungshüter diesmal von der anderen Seite.
Die Rocker durften nicht nur in Formation fahren, die Polizei sicherte den Tross sogar noch mit einer Blaulicht-Vorhut und Straßen-Blockern ab, die eine ungehinderte Fahrt zum Gottesacker ermöglichten.
„... dem Anlass geschuldet aus rein menschlichen Gründen“, wie ein Polizeibeamter sagte. Zudem wollten die Beamten so eine „geordnete“ Tour durch Leipzig ermöglichen, die den samstäglichen Einkaufsverkehr in der Stadt möglichst wenig beeinträchtigt.
Seine letzte Ruhe fand „Baum“ nur wenige Meter neben seinem einstigen Club-Bruder„Turm“, der 2006 bei einem Arbeitsunfall ums Leben kam.
Standesgemäß zum AC/DC-Song „Highway to Hell“ wurde der verstorbene Devil von seinen Brüdern zum Grab eskortiert. Vorbei an Salut knatternden Harleys, die vor der Kapelle aufgereiht standen und den Sound wiedergaben, den „Baum“ über alles liebte.
Die Rockerszene in Sachsen

Nach der Auflösung der Dresdner Höllenengel im Herbst ist der Hells Angels MC Leipzig der einzig verbliebene große, internationale Rockerclub im Freistaat.
Die „Red Devils“, zu denen der verstorbene „Baum“ gehörte, gelten als wichtigster Unterstützer-Club der Rot-Weißen. „Outlaws MC“ und „Bandidos“ verschwanden schon vor Jahren aus Sachsen, die sächsischen Ableger des Gremium MC wurden 2013 vom Bundesinnenministerium verboten.
Die Rockerszene im Freistaat ist jedoch weit bunter und vielfältiger.
Ein gutes Dutzend Clubs pflegt den Lebensstil auf zwei Rädern. Die bekanntesten: „Tanks“ aus dem Erzgebirge, „Steelwings“ und „Streetfighter LE“ aus Leipzig, die „Kartoffelkäferbande“ aus Grimma, die Wurzener „Road Holder“ und der „Dark Forces MC“ aus Döbeln.
Fotos: Alexander Bischoff