Wie war der Sex? Diese Fragen müssen homosexuelle Asylbewerber beantworten

Berlin - Noch vor zwei Wochen wurde für die Ehe für alle im Bundestag gestimmt. Deutschland offen und tolerant wie nie zuvor. Und jetzt das: Mitarbeiter des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) stellen homosexuellen Ayslbewerbern peinliche Fragen.
Das Bamf hat seit der großen Flüchtlingswelle Schwierigkeiten, um mit der Bearbeitung der Anträge hinterher zu kommen.
Um keine Fehler zu machen, werden die Bewerber regelrecht durchleuchtet.
So auch homosexuelle Asylbewerber, die sich aufgrund ihrer sexuellen Orientierung dazu gezwungen sahen, ihr Land zu verlassen. Viele fliehen aus Russland, Senegal, Uganda oder arabischen Staaten.
Laut Süddeutscher Zeitung soll im November 2016 ein Mitarbeiter des Bamf einen Asylbewerber aus Pakistan gefragt haben, wie oft er mit seinem Partner Geschlechtsverkehr hat und wie er diesen empfindet.

Vertreter der schwul-lesbischen Community kritisieren das Verhalten der betreffenden Mitarbeiter. Bei den Antworten handle es sich schließlich um Details, die das Amt nichts angehen und bei der Bearbeitung nicht hilfreich wären.
Volker Beck ist grüner Bundestagsabgeordneter und macht sich für die Rechte von Homosexuellen stark. Er hat fragwürdige Entscheidungen des Bamf gesammelt und für ihn ist klar, dass asylrechtliche Vorgaben systematisch missachtet werden.
Der Europäische Gerichtshof hat das Argument Homosexuelle könnten sich unauffällig verhalten und ihre sexuelle Orientierung verstecken als rechtswidrig eingestuft. Trotzdem wird in Ablehnungsbescheiden oftmals darauf verwiesen.
Beck erklärt, dass die Menschen eine "begründete Furcht vor Verfolgung und daher Anspruch auf Schutz in Deutschland" hätten. Das UN-Flüchtlingshilfswerk sieht das sogar als Menschenrechtsverletzung.
Das Bamf sieht sich im Recht. Für die Bearbeitung würden Sonderbeauftragte für geschlechtsspezifische Verfolgung eingesetzt. Außerdem sollte es laut einer Bamf-Sprecherin "keinen Verweis auf gefahrvermeidendes, diskretes Verhalten" geben.
Fotos: DPA