Hotelketten in der Krise: Corona-Gipel in Köln, Maritim vor Not-Verkäufen

Köln - Weil Deutschlands Hotelketten in der Coronakrise das Wasser bis zum Hals steht, müssen erste Firmen Teile ihrer Standorte verkaufen.

Der Schriftzug der Hotelkette Maritim hängt an der Fassade des Hotels in Köln.
Der Schriftzug der Hotelkette Maritim hängt an der Fassade des Hotels in Köln.  © Oliver Berg/dpa

Maritim gab am Donnerstag "Hotel-Notverkäufe" bekannt, um das "Überleben" zu sichern.

Entsprechende Verhandlungen laufen noch, Einzelheiten nannte das 5000-Mitarbeiter-Unternehmen aus Bad Salzuflen in Nordrhein-Westfalen nicht.

Die Hotelkette Centro, die 2019 noch 60 Hotels mit 1200 Mitarbeitern hatte, hatte bereits im vergangenen Jahr 13 Standorte veräußert, darunter sieben Neubauprojekte.

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Man habe dies "schweren Herzens" getan, "um das Unternehmen weiter abzusichern", sagte Chefin Homeira Amiri in Köln.

In der Domstadt traten Vertreter von mehreren Hotelketten auf, um gemeinsam ihrer Enttäuschung über die Politik Luft zu machen und um Entschädigungen zu fordern.

Unisono betonten sie, dass die bisher vom Staat gezahlten oder zugesagten Hilfen längst nicht ausreichten, zumal man auf viele Zahlungen sehr lange warten müsse.

Es gebe kein Infektionsgeschehen in den Hotels und auf den Fahrten in die Hotels, dennoch dürften keine Touristen beherbergt werden - die Firmen erbrächten ein "Sonderopfer" für die Allgemeinheit, sagte Dirk Iserlohe von den Dorint-Hotels. "Wir fordern Entschädigungen."

Tatsächlich kommen die Hotelketten bei den staatlichen Hilfsgeldern relativ schlecht weg. Dies liegt letztlich an ihrer Größe: Die aktuell laufende Überbrückungshilfe III ist bei den Verbundunternehmen auf drei Millionen Euro pro Monat gedeckelt, insgesamt bekommen sie hierüber nicht mehr als 12 Millionen Euro.

Firmen, die üblicherweise einen dreistelligen Millionen-Euro-Jahresumsatz haben, können mit solchen Geldern nur einen Teil ihrer Finanzlöcher stopfen. Zwar ist das Personal in Kurzarbeit, doch Fixkosten wie Mieten laufen weiter.

Die Hotelbranche wurde von der Coronakrise besonders heftig erwischt

in Zimmerschlüssel hängt in einem Gästehaus vor einem Bett im Türschloss.
in Zimmerschlüssel hängt in einem Gästehaus vor einem Bett im Türschloss.  © Swen Pförtner/dpa

Nacheinander schilderten die Branchenvertreter ihre aktuelle Situation.

Die Dormero-Kette (1000 Mitarbeiter, 35 Hotels) plante für 2020 mit 100 Millionen Euro Umsatz, durch die Corona-Einschränkungen wurden es nur 40 Millionen Euro.

2021 werde es wohl noch weniger. "Vor der Krise ging es uns gut", sagte Geschäftsführerin Manuela Halm. "Jetzt stehen wir vor den Trümmern unserer Existenz."

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Bei den Leonardo Hotels mit ihren 2200 Mitarbeitern sackte der Umsatz von 317 Millionen Euro im Jahr 2019 auf knapp 120 Millionen Euro 2020 ab.

Alexander Fitz von den H-Hotels, die vor der Krise mit 3000 Mitarbeitern 400 Millionen Euro Jahresumsatz verbucht hatten und nun ebenfalls heftige Einbußen hinnehmen müssen, wies auf langfristige Schäden nach der Pandemie hin: Es werde Jahre dauern, bis die aufgenommenen Schulden abgetragen seien.

Danach müsse die Branche neue Schulden machen, um überfällige Investitionen zu stemmen.

Bei den Lindner Hotels sackte der Jahresumsatz von 200 auf 45 Millionen Euro ab. Geschäftsführer Otto Lindner, der auch Vizepräsident des Branchenverbandes Dehoga ist, sprach von einer "furchtbaren Lage". Die Eigenkapitalreserven seien aufgebraucht, sagte er mit Blick auf die Hotelketten. "Wir sind nicht der Pandemietreiber, deswegen steht uns Schadenersatz zu."

Die Hotelbranche wurde von der Coronakrise besonders heftig erwischt.

Seit November dürfen nur Geschäftsreisende beherbergt werden. Die allerdings gibt es kaum noch, weil die meisten Messen und Kongresse abgesagt wurden, zudem setzen viele Firmen verstärkt auf digitale Kommunikation anstelle von Reisen.

Titelfoto: Oliver Berg/dpa

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