Tanzen verboten, aber in Hamburg ist am Karfreitag trotzdem jede Menge los!

Hamburg - Auch heute gibt es in unserer Hansestadt am Karfreitag noch ein offizielles Tanzverbot. Das halten viele für nicht mehr zeitgemäß – auch einige Politiker.

Feiernde gehen dicht gedrängt über die Große Freiheit in der Nähe der Reeperbahn.
Feiernde gehen dicht gedrängt über die Große Freiheit in der Nähe der Reeperbahn.  © DPA

Jedes Bundesland regelt das Tanzverbot für sich. In Hamburg gilt es am Karfreitag ab 2 Uhr nachts bis Karsamstag, ebenfalls 2 Uhr.

Neben öffentlichen Veranstaltungen in Diskotheken, Bars, Gaststätten oder Clubs sind dabei auch Sportevents sowie mit Musik verbundene Umzüge verboten. Läden und Geschäfte müssen ebenfalls geschlossen bleiben.

Der Grund: Veranstaltungen sind an den "stillen Feiertagen" den Kirchen vorbehalten, die zum Beispiel Gedenkgottesdienste und Nachtwachen abhalten. Damit soll bis heute dem Leiden und Sterben von Jesus Christus am Kreuz gedacht werden, der damit freiwillig die Sünden der Welt auf sich genommen habe.

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Doch die Hamburger geben sich rebellisch: Einzig auf der Reeperbahn wird das deutschlandweite Gesetz nicht so streng beachtet, erklärt der Stern.

Die von vielen Menschen als "Spaßverbot" empfundene Karfreitags-Regelung wird alljährlich heiß diskutiert – und kritisiert.

Juso-Chef äußert sich gegen Tanzverbot an Karfreitag

Kevin Kühnert, Bundesvorsitzender der Jusos, spricht im Willy-Brandt-Haus mit Journalisten.
Kevin Kühnert, Bundesvorsitzender der Jusos, spricht im Willy-Brandt-Haus mit Journalisten.  © DPA

Vielen dürfte nicht klar sein, dass Ostern nun einmal das wichtigste christliche Fest des ganzen Jahres ist.

So hat Kevin Kühnert (29, Juso) sich recht deutlich zum Thema geäußert und die Abschaffung des Tanzverbots an Karfreitag gefordert: "Ich würde keine Party in einer Kirche anmelden. Doch wer an dem Tag in die Disko gehen will, sollte das auch tun können".

Er sei der Meinung, dass die Entscheidung, an Karfreitag feiern zu gehen, jedem selbst überlassen werden müsse. Das bescherte ihm erwartbarer Weise ordentlich Gegenwind aus den Reihen der Jusos und der CDU.

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Denn: Privat oder zu Hause darf schließlich gefeiert werden, wie es beliebt. Keine Strafe gibt es, wenn in den eigenen vier Wänden oder in anderen Privaträumen beispielsweise zur Geburtstagsfeier geladen wird.

Aber nicht nur die Christdemokraten konnten den Äußerungen des Juso-Chefs nicht viel abgewinnen. Auch der ehemalige Bundestagspräsident Wolfgang Thierse von der SPD äußerte sich im Zuge der öffentlichen Diskussion:

Es erstaune ihn, was Kühnert für wichtig halte und welche Interessen er bedienen wollen würde, erklärte Thierse den Zeitungen des RedaktionsNetzwerks Deutschland.

Im Norden wollen viele das Verbot nicht einfach so hinnehmen

Die Teilnehmer einer Demonstration gegen das Karfreitags-Tanzverbot gehen 2017 durch die Innenstadt von Hannover. Die Jugendorganisationen von SPD, Grünen und FDP hatten zu der Demonstration aufgerufen.
Die Teilnehmer einer Demonstration gegen das Karfreitags-Tanzverbot gehen 2017 durch die Innenstadt von Hannover. Die Jugendorganisationen von SPD, Grünen und FDP hatten zu der Demonstration aufgerufen.  © DPA

Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag gelten in etlichen norddeutschen Regionen trotz Kritik weiterhin als sogenannte "stille Feiertage". Auch öffentlicher Protest gegen die Verordnung soll deshalb geräuschlos, oder zumindest leise vonstatten gehen:

So muss, dem Abendblatt zufolge, die von einem Mitglied der Grünen Jugend angemeldete Demonstration in Hannover offenbar ohne Trillerpfeifen oder anderen Lärm, der Aufmerksamkeit erwecken könnte, auskommen.

Ein entsprechendes Urteil des Verwaltungsgerichts Hannover zu der "Tanz-Demo" mit Musik am Karfreitag wurde deshalb im Eilverfahren durchgeboxt: Darin bestätigten die Richter eine entsprechende Verbostverfügung der Polizei Hannover.

Das Gericht teilte am Dienstag mit, dass die Behörde zurecht angenommen habe, dass von der Versammlung eine Störung der öffentlichen Sicherheit ausgehen könnte, wenn sie mit den erwarteten 200 Teilnehmern so durchgeführt würde, wie vom Anmelder geplant.

Der Norden gibt sich dennoch stur: So hat der Landtag in Schleswig-Holstein der shz zufolge bereits vor Jahren das Tanzverbot für die sogenannten stillen Feiertage gelockert.

Trotz Verbot: Das ist am Freitag in Hamburg los!

Menschen tanzen in einer Disco: An Karfreitag und anderen Feiertagen herrscht in weiten Teilen Deutschlands das Tanzverbot.
Menschen tanzen in einer Disco: An Karfreitag und anderen Feiertagen herrscht in weiten Teilen Deutschlands das Tanzverbot.  © DPA

Trotz des Tanzverbotes gibt es zahlreiche Events und "Geburtstage" in der Hamburger City:

  • Eine "Depri-Disco" findet im Molotow auf St. Pauli statt.
  • "Geburtstagsparty" auf 3 Floors mit 12 DJs ist im Fundbureau an der Sternbrücke angesagt.
  • Oster-Rot feiert ebenfalls Geburtstag im Yoko Club nahe des Gängeviertels.
  • Der Eulentanz im Waagenbau läuft ebenfalls unter dem Motto Geburtstag in der Sternschanze.
  • Im Frappant in Altona wird bei "Funk im Trunk" aufgedreht.
  • Inner Circle Records präsentiert im Baalsaal den Producer Frankyeffe.
  • Die "Bunnys of the 90s" drehen im Thomas Read an der Reeperbahn durch.
  • Ein 12-Stunden-Techno-Set legt STAUB im PAL an den Messehallen auf.
  • Das Turtur in Wilhelmsburg entführt euch in magische Klangwelten.
  • Unter dem Motto "Sekt, Funktionalität und Vergeltung" lockt das Kunstkollektiv vom Pop-Up-Raum euch in die Location an der Grindelallee.
  • Die "WAVVY pres. Ebow"-Tour macht im Uebel und Gefährlich im Bunker an der Feldstraße halt, während neben an im Turmzimmer Twogether gemeinsam mit DirrtyDishes, Kuestenklatsch and vielen mehr auflegen wird.
  • Im Zeise-Kino Altona findet am Abend das "Shortfilm Slam Finale" statt.
  • Fünf Jahre lang ist die Punk-Band PUP durch die Welt getingelt, morgen macht sie im Hafenklang beim Fischmarkt halt.

Da hier allerdings nur einen Bruchteil der tatsächlich stattfindenden Veranstaltungen abgebildet werden konnte, sollte auch am Karfreitag keine falsche Scheu gelten, was das Ausgehen betrifft. In Hamburg gehen Veranstalter, Partyorganisatoren und Eventplaner das Verbot gewohnt locker an und so fallen meist auch die Kontrollen der Behörden aus.

Wer draußen, auf öffentlichen Plätzen oder Veranstatungen unterwegs ist, sollte allerdings eines trotzdem nicht vergessen: Immer die hanseatische Ruhe bewahren.

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