Keim-Test: So dreckig sind die Züge im Fernverkehr wirklich!

Berlin/München - Wer großen Wert auf seine Gesundheit beim Reisen legt, sollte jetzt ganz genau lesen. Was man anfassen kann - und was besser nicht:

Ein Flixtrain steht im Hauptbahnhof Hannover an einem Bahnsteig (Symbolbild).
Ein Flixtrain steht im Hauptbahnhof Hannover an einem Bahnsteig (Symbolbild).  © dpa/Julian Stratenschulte

Die Reise-Spezialisten von Travelbook haben die Fernverkehrszüge der Deutschen Bahn (DB) und Flixtrain einmal genauer unter die Lupe genommen.

Dieses Mal ging es ihnen aber nicht um Pünktlichkeit. Ziel der Untersuchung war es, herauszufinden, wer die saubereren Züge fährt.

Dafür haben die Reise-Experten jeweils fünf Stichproben von zwei Zügen (morgens und abends) beider Unternehmen genommen. Insgesamt wurden so 20 Proben in Hinblick auf eine Keimbelastung untersucht.

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Um es ganz genau herauszufinden, wurden in den insgesamt vier Fernverkehrszügen Abklatschböden mit verschiedenen Nährböden an Polster, Klinken und ähnliches gehalten und diese anschließend in einem unabhängigen Labor kultiviert und kontrolliert.

So fiel der Test aus:

Verunreinigungen in Zügen generell im Limit

Ein ICE der Deutschen Bahn fährt in den Berliner Hauptbahnhof ein (Symbolbild).
Ein ICE der Deutschen Bahn fährt in den Berliner Hauptbahnhof ein (Symbolbild).  © DPA/Annette Riedl

Während der Klapptisch im Flugzeug seinen Ruf als unberechenbare Bakterienschleuder weghat, punkten beide Bahn-Betreiber ausgerechnet damit.

Die Travelbook-Tester stellten bei ihren vier Tests zweimal gar keine Keime auf den Klapptischen fest! Bei zwei anderen Test wurden lediglich 1 und 4 KBE gemessen.

Werte von unter 100 KBE (in diesem Fall je 25 Quadratzentimetern) gelten als "eher geringfügige Verunreinigungen" (über 100 KBE: "erhöhte Verunreinigung"). Werte von 1 und 4 sind jedoch wesentlich bessere Ergebnisse und könnten als nahezu rein betrachtet werden.

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Beide Bahnunternehmen gaben gegenüber Travelbook an, die Tische täglich zu reinigen. Aufgrund der Fertigungsweise aus Hartplastik lassen sie sich auch ganz einfach desinfizieren.

Ebenfalls positiv schnitten die Armlehnen im Test ab. Sie wiesen keine starken Verunreinigungen auf, berichteten die Reise-Experten. In einem Test war die Armlehne sogar klinisch sauber.

Aufgrund der überwiegend glatten Oberfläche lassen sich Armlehnen ähnlich gut wie die Klapptische reinigen und desinfizieren.

WC-Türklinke im Zug weniger stark belastet, als angenommen

Ein Flixtrain fährt in den Hamburger Hauptbahnhof ein (Symbolbild).
Ein Flixtrain fährt in den Hamburger Hauptbahnhof ein (Symbolbild).  © dpa/Daniel Reinhardt

Reisende vermuten oft, dass die Türklinke zur Toilettenkabine am stärksten verunreinigt ist.

Dass dem nicht so ist, haben die Travelbook-Tester nun gemessen. Denn die Klinken schnitten besser ab, als bei anderen öffentlichen Toiletten.

Gerade einmal 40 bis 230 KBE wurden auf den Zug-Klos festgestellt. Als Vergleichswert nennt Mikrobiologe Michael Kaldorf gegenüber dem Reiseportal öffentliche Toilettenanlagen: Dort wurden 2002 mehrfach über 1000 KBE gemessen. Teilweise wurden sogar 20.000 KBE und E.coli-Bakterien festgestellt!

Diese Bakterien sind für Darmerkrankungen verantwortlich. Sie können Durchfall, Übelkeit und Erbrechen verursachen.

In den Zügen von Deutscher Bahn und Flixtrain wurden diese jedoch glücklicherweise auf keiner einzigen Probe gefunden!

Schlimmster Ort: Der Sitzplatz

Die Sitze im neuen ICE4 der Deutschen Bahn (Symbolbild).
Die Sitze im neuen ICE4 der Deutschen Bahn (Symbolbild).  © Deutsche Bahn AG PR

Der in Anbetracht einer Keimbelastung gesehen schlimmste Ort im Zug ist überraschenderweise der Sitzplatz!

Zwar schnitten die Armlehnen bereits sehr gut ab. Das kann der restliche Sitz jedoch nicht von sich behaupten. Getestet wurden nämlich auch Kopfstützen und Sitzflächen.

Dort stellten die Mikrobiologen im Labor bis zu 620 KBE (Flixtrain) fest. Ein anderer Sitz wies 500 KBE (DB) auf. Die übrigen zwei Sitze ergaben beide Null-Werte. Sie wurden vermutlich gerade erst gereinigt.

Mit diesen Ergebnissen ist der Sitz sogar stärker mit Keimen belastet, als die Klinke zur Toilette.

Abschließend erklärten die Travelbook-Experten, dass die Werte bei den Messungen aus den ersten Zügen des Tages geringer ausfielen, als abends.

Früh morgens zu verreisen kann also gesünder sein, als spätabends zu fahren. Grund dafür ist, dass die meisten Züge nachts ausgiebig gereinigt werden. Früh, wenn die Touren beginnen, ist man quasi als Erster im Zug.

Bei der Deutschen Bahn sei man zudem bemüht, die wichtigsten Stellen auch während und vor der Fahrt zu einem Zielort zu säubern.

Kein klarer Gewinner

Aufgrund der unterschiedlichen Situationen gab es im Travelbook-Test keinen klaren Sieger.

Die zwei Testerinnen des Reiseportals wurden beide von den Ergebnissen überrascht und empfehlen deshalb keinen Wettbewerber mehr, als den anderen.

"Vor allem freut es mich, dass der Klapptisch so sauber ist, denn jetzt kann ich weiter ohne Bedenken während der Fahrt essen, egal ob bei Flixtrain oder bei der DB", schloss deshalb Redakteurin Larissa Königs ab.

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