Kiffen als Wirtschaftsfaktor: Gibt es bald einen deutschen Cannabis-Markt?

Berlin - In den USA, Kanada oder Israel ist der Rummel um Cannabis als Wirtschafts- und Gesundheitsfaktor schon länger groß. Kommt das jetzt auch auf Deutschland zu?
Am 10. März wurden per Gesetz Cannabis-Präparate auf Rezept erlaubt. Wenn alle Behandlungsansätze versagen sollten, können Ärzte schwer kranken Patienten diese ohne Sondergenehmigung verschreiben.
Fortan sollen auch die Krankenkassen die Behandlung mit Cannabis unterstützen und für entstehende Kosten aufkommen.
Dieser erste Schritt zu einer kleinen Legalisierung lässt die nun die Gesundheitsbranche auf ein lukratives Geschäft mit der Pflanze hoffen.
"Pharmazeutische Anwendungen von Cannabis werden in Deutschland eine wachsende Industrie," sagte Unternehmer Pierre Debs am Rande der ersten "Cannabis-Business-Konferenz", die vom 10. bis 13. April in Berlin stattfand.
"Noch gibt es große Unterschiede zwischen hier und Nordamerika", sagt Debs. "Aber später einmal werden die Märkte vielleicht vergleichbar sein." Der Mitgründer des Start-ups MedCann aus St. Leon-Rot bei Heidelberg schätzt das Nachfragepotenzial auf langfristig bis zu 1,5 Millionen Patienten. Behörden rechnen vorerst mit weniger Kunden.
Die Marktforschungsgruppe Arcview ermittelte für 2016 Verkäufe legaler Cannabis-Produkte in Nordamerika im Wert von 6,2 Milliarden Euro.
Im "Jahrbuch Sucht 2017" betonte die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen kürzlich: "Marihuana bleibt in Deutschland die Drogenart mit den mit Abstand höchsten Fallzahlen."
Deshalb ist es ein ganz anderes Thema, ob mittel- bis langfristig eine vollständige Legalisierung kommt, wie Aktivisten seit Jahren fordern.

Fotos: dpa/Paul Zinken, dpa/Daniel Karmann