Warnstreiks legen NRW lahm: Die Lage am Morgen
Verdi-Streiks mit spürbaren Auswirkungen in Nordrhein-Westfalen

Annullierte Flüge, lahmgelegte Straßenbahnen, geschlossene Kitas: Der landesweite Warnstreik im öffentlichen Dienst hat in Nordrhein-Westfalen den Alltag von Reisenden und Eltern umgekrempelt. "Sichtbar und spürbar" nannte der Kölner Bezirksgeschäftsführer der Gewerkschaft Verdi, Daniel Kolle, die Folgen der Arbeitsniederlegungen am frühen Dienstagmorgen.
Improvisationstalent wurde auch Eltern von Kita-Kindern abverlangt. Mehrere Städte hatten bereits zuvor gewarnt, dass städtische Kitas geschlossen bleiben müssten oder nur einen Notbetrieb fahren können. Betroffen sein konnten aber auch die Müllabfuhr, Sparkassen, Stadtverwaltungen, Krankenhäuser und der Schiffsverkehr.
Die Pendler in Nordrhein-Westfalen sind nach Beginn des Warnstreiks im öffentlichen Dienst am Dienstag zunächst von einem Verkehrschaos verschont geblieben. Der WDR meldete gegen 8 Uhr landesweit rund 270 Kilometer Stau. Das sei normal für den Berufsverkehr, teilte ein Sprecher von Straßen.NRW mit. Zahlreiche Pendler stiegen auf Regionalzüge und S-Bahnen um oder bildeten Fahrgemeinschaften. Mehr Stau als sonst habe sich aber beispielsweise auf der A4 und A3 gebildet.
Die Polizei in Köln meldete, zunächst habe es keine außergewöhnlichen Staus oder Unfälle gegeben. Im Ruhrgebiet wurden in etlichen Städten kommunale Verkehrsbetriebe bestreikt, darunter in Dortmund, Duisburg, Köln und Essen. Hier sollen laut Verdi bis zum Betriebsschluss spät in der Nacht sämtliche U-Bahnen sowie Stadtbahn- und Buslinien ausfallen.
Viele Flüge fallen aus, Kundgebungen am Mittag

Am Flughafen Köln/Bonn wurden vorsorglich mehr als 70 Flüge gestrichen, wie der Airport mitteilte. Seit 8 Uhr beteiligt sich auch die Flughafen-Feuerwehr am Streik der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di. Deswegen sind derzeit keine Starts und Landungen möglich. Der Streik der Feuerwehr soll bis 11 Uhr dauern.
Der Köln Bonn Airport rechnet infolge des ganztägigen Warnstreiks im Tagesverlauf mit erheblichen Beeinträchtigungen des Flugbetriebs.
Die Folgen sind auch an anderen Flughäfen zu spüren. Am Flughafen Dortmund fiel die Verbindung nach München zeitweise aus. An den einstmals staatlich betriebenen Airports werden noch zahlreiche Beschäftigte nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes bezahlt. Arbeitsniederlegungen gibt es auch an den Airports in München, Frankfurt und Bremen.
Passagiere wurden gebeten, sich kurzfristig bei ihrer Fluggesellschaft oder ihrem Reiseveranstalter zu erkundigen, ob und wie sie betroffen sind.
Mehr als 25.000 Beschäftigte aus dem öffentlichen Dienst wurden zudem zu Demonstrationszügen und Kundgebungen in Köln, Dortmund und Bielefeld aufgerufen. In den Innenstädten könne es bis in den Nachmittag zu zusätzlichen Verkehrsbehinderungen und Sperrungen kommen, teilten Polizeisprecher vor Ort mit.
Von mehreren Sammelplätzen in Köln ziehen die Streikenden um 10:00 Uhr zum Heumarkt in der Innenstadt. Die dortige Abschlusskundgebung beginnt um 11:30 Uhr. Gegen 13:10 Uhr wird der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske zu den Streikenden sprechen. Erwartet werden mehr als 10.000 Teilnehmer*innen.
Verdi und der Beamtenbund dbb fordern für die bundesweit 2,3 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen sechs Prozent mehr Lohn und Gehalt, mindestens aber 200 Euro pro Monat. Am Mittwoch will der Beamtenbund dbb, der auch Angestellte vertritt, nachlegen - mit weiteren Warnstreiks und einer Demo in Bonn. An diesem Sonntag beginnt in Potsdam die dritte Verhandlungsrunde.
Update, 12.05 Uhr
Der Köln Bonn Airport teilte um 11.30 Uhr mit, man habe den Flugbetrieb wieder aufgenommen. Starts und Landungen sind wieder möglich.
Fotos: DPA