
Wenn Kölner Schüler streiten, gehen Babs und Daggy dazwischen
An mehreren Schulen in Köln arbeiten Senioren als Streitschlichter
Köln – Wenn Schüler untereinander Ärger haben, gibt es an einigen Kölner Schulen eine besondere Anlaufstelle.

Als Jasmine, Lara und Raffaela einmal einen schlimmen Streit hatten, sind sie zu "Daggy" und "Babs" gegangen. "Die haben uns dann geholfen, das zu klären", erzählt die neunjährige Lara. "Und jetzt sind wir dicke Freundinnen."
Daggy und Babs - das sind Dagmar Knopf-Kaupert und Barbara Savelsbergh, zwei ältere Damen, die an einer Kölner Grundschule ehrenamtlich als Mediatorinnen arbeiten. An rund 40 Schulen in Nordrhein-Westfalen stehen Mitglieder des Vereins "Seniorpartner in School" (SiS) regelmäßig als Ansprechpartner für Schüler zur Verfügung.
"Wir helfen den Schülern, Konflikte gewaltfrei zu lösen", sagt Knopf-Kaupert. Wichtigstes Prinzip sei die Vertraulichkeit: "Was sie uns erzählen, bleibt im Raum."
Dass die Kinder freiwillig zum Gespräch kommen, sei eine weitere Grundregel. "Zwar werden sie teilweise von den Lehrern zu uns geschickt, aber wenn ein Kind nicht mit uns sprechen möchte, darf es gehen", erläutert die 71-Jährige.
Typische Fälle für die Mediatoren seien Konflikte wegen Lästereien, Beschimpfungen oder störender Unarten, wie etwa lautes Rülpsen.
Senioren sehen sich als Vermittler

"Dadurch, dass wir von außen kommen, haben wir einen ganz anderen Zugang zu den Kindern als Eltern oder Lehrer", sagt Ulrich Wember vom Vorstand des NRW-Landesverbands. "Sie fühlen sich ernst genommen, weil wir Zeit für sie haben und ihnen zuhören."
Für die Senioren auf der anderen Seite sei ihre Aufgabe eine sinnvolle, bereichernde Tätigkeit im Ruhestand.
Die Senioren sehen ihre Rolle als Vermittler. "Wir geben bei Konflikten keine Lösung vor, sondern die Kinder müssen sich am Ende selbst untereinander einigen", betont Wember.
Er erzählt von einem Fall, bei dem sich ein Mädchen darüber aufgeregt hatte, dass eine Mitschülerin ständig über ihr Wendepailletten-Shirt strich. "Die beiden vereinbarten dann, dass das eine Kind mit dem Gestreichel aufhört, wenn das andere ihm ein Zeichen gibt."
Rund 125 Schulmediatoren sind im SiS-Landesverband NRW engagiert. Einmal pro Woche besuchen sie in Zweierteams «"ihre" Schule. "Seitens der interessierten Schulen gibt es mittlerweile eine Warteliste", sagt Wember.
Wenn es nach Jasmine, Lara und Raffaela geht, könnten "Babs" und "Daggy" ruhig öfter in die Schule kommen. "Am liebsten wäre mir, sie wären jeden Tag da", meint Lara. "Denn sie versuchen, einem immer zu helfen, wenn man ein Problem hat."
Fotos: DPA