Kunst trifft auf Engagement: Batman Elektronik schließt nach 18 Jahren

Berlin - Nach mehr als 18 Jahren hat "Batman Elektronik“ an der Hermannstraße 211 ganz überraschend seine Pforten geschlossen. TAG24 war am letzten Öffnungstag vor Ort und sprach mit Inhaber und Kiez-Legende Muharrem Batman.

Inhaber Muharrem Batman in seinem Neuköllner Upcycling-Laden neben dem berühmten Elektronik-Kleid.
Inhaber Muharrem Batman in seinem Neuköllner Upcycling-Laden neben dem berühmten Elektronik-Kleid.  © Denis Zielke

Für viele Menschen im Kiez ist Muharrem Batman (Batman ist ein alter, türkischer Nachname) aus Neukölln nicht mehr wegzudenken.

1965 in Istanbul geboren und mittlerweile seit 40 Jahren in Berlin, verkauft und repariert er Computer, Unterhaltungselektronik und viele weitere elektronischen Geräte. Mehr noch: Seit 15 Jahren schafft er aus Elektroschrott Kunst, was zunächst als Spielerei begann.

Seitdem hat er sich dem Upcycling verschrieben. Mit dem Ende des Elektro-Geschäfts endet auch die Geschichte des ersten Elektronik-Re-Use-Ladens in Berlin.

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Umso schlimmer, als kurz vor dem Laden-Aus auf der Facebook-Seite von "Batman Electronic" folgende Zeilen zu lesen waren: "Leider beginnt das neue Jahr mit einer traurigen Nachricht. Nach mehr als 18 Jahren muss ich mein Geschäft zum 1. Februar 2019 aufgeben."

Und weiter schrieb der Inhaber: "Für das zahlreiche Lob, die Ermutigung und praktische Unterstützung aus meinem Umkreis möchte ich mich auch an dieser Stelle herzlich bedanken."

Schnell drängte sich der Gedanke auf: Wurde auch dieser Laden Opfer der Gentrifizierungsprozesse im beliebten Neuköllner Schillerkiez. Zuletzt berichtete TAG24 von der Kündigung der Kiezkneipe "Syndikat".

Wiederverwerten statt wegwerfen

Der große Stahl-Gorilla vor dem Elektronikladen.
Der große Stahl-Gorilla vor dem Elektronikladen.  © Denis Zielke

Vor Ort erklärt Batman, warum das Ende seines Reparaturladens so kurzfristig via Social Media verkündet wurde: "Ich wollte das den älteren Leuten nicht zumuten, die nun nicht mehr wissen, wohin mit ihren kaputten Geräten. Nicht, dass noch ein Unfall geschieht."

Immer sei das Geschäft für viele Anwohner "die einzige Rettung" und eine Alternative zu den großen Elektro-Ketten gewesen. Die haben Angst, dahin zu gehen. Da wollen die eine Waschmaschine und gehen mit einer Küche", scherzt Batman, der aus einer türkischen Uhrmacherfamilie stammt.

Das Ladenlokal ist auch Ausstellungsort. Hier begeistern Elektroschrott-Objekte wie ein Gorilla oder Predator aus Stahl Touristen, Passanten und Nachbarn.

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Selbst das Paderborner Museum Nixdorf (das weltweit größte Computer Museum) ist von seinem detailreichen Arbeiten begeistert und gehört zu seinem Käuferkreis. Seit 2002 befand sich der Laden auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Doch der Platz wurde zu eng, ein Umzug wurde notwendig – an die Hausnummer 211, mit 270 Quadratmetern Fläche.

Das Ende einer Neuköllner Kiez-Institution

Im Inneren des Ladens: Batman macht aus Schrott Kunst.
Im Inneren des Ladens: Batman macht aus Schrott Kunst.  © Denis Zielke

Es ist jedem seiner Worte anzumerken, wie sehr Batman den Upcycling-Gedanken verinnerlicht hat und wie weniger von der modernen Wegwerfgesellschaft hält. Nicht ohne Grund arbeitete er schon mit der TU Berlin zusammen.

"Elektronik ist mein Müll", betont er. Schon als Kind schwänzte er immer die Schule und trieb sich lieber auf Schrottplätzen herum. Nach der siebten Klasse ging er von der Schule ab und begann eine Schlosserlehre.

In seinen Worten ist der Laden eine "Institution", kein Zweifel. Hohe Preise finden sich hier daher nicht. Hauptsache es deckt Strom und Miete. Batman selbst zahlt nur eine kleine Staffelmiete, sein Vermieter STADT UND LAND Wohnbauten-Gesellschaft mbH schätzt seine Arbeiten.

Und dennoch ist nun Schluss. Schuld daran habe in seinen Worten das Rollberg Quartiersmanagement, das ihn nicht unterstützte und dass das Treffen der Vergabejury der Schillerpromenade unter Ausschluss stattgefunden habe. "Da stimmt etwas nicht", zeigt sich Batman erregt.

Immerhin: Der Laden bleibt auch in Zukunft mit seinen Kunden in Kontakt, sei es online, telefonisch oder persönlich.

Der große Stahl-Predator vor dem Elektronikladen.
Der große Stahl-Predator vor dem Elektronikladen.  © Denis Zielke

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