Alligatoah: Hip Hop funktioniert auch ohne Sexismus und Mackersprüche

Von Marek Majewsky

Langen - Fremdgehen, Umweltzerstörung, Gewalt oder Drogenkonsum - die Lieder und Texte des Hip-Hop-Künstlers Alligatoah sind meist derb und explizit. Sein neues Album "Schlaftabletten Rotwein V" ist da keine Ausnahme, doch auf musikalischer Ebene warten Überraschungen.

"Schlaftabletten Rotwein V", das neue Album von Alligatoah.
"Schlaftabletten Rotwein V", das neue Album von Alligatoah.

Drei Jahre mussten die Fans von Rapper Alligatoah (28, "Willst Du") auf ein neues Album warten. Jetzt ist der für zynische Texte, Humor unter der Gürtellinie und sarkastische Sozialkritik bekannte Musiker zurück ins Studio gegangen.

Trotz derber Sprache ist das Album ein Beweis dafür, dass Hip Hop und Rap auch ohne krasse Mackersprüche oder ausufernden Sexismus funktionieren kann.

Für seine neue Platte schlüpft der "Verkleidungskünstler", wie er sich selbst nennt, in zahlreiche Rollen.

Dabei wird jedoch nie klar, was Lukas Strobel, wie Alligatoah mit bürgerlichem Namen heißt, ernst meint. "Vielleicht meine persönlichste Platte - vielleicht auch nicht", singt er beispielsweise gleich im ersten Lied.

Zu seinen Rollen gehört der selbst ernannte Detektiv, der versucht, die Eskapaden seiner vergangenen Nacht zu rekonstruieren.

Lukas Strobel, der sich als Popstar Alligatoah nennt.
Lukas Strobel, der sich als Popstar Alligatoah nennt.  © DPA

Andere Tracks arbeiten sich etwa in Form eines Backpackers, der in Thailand neue Eindrücke gewinnen will, es aber nicht aus der Filiale einer Kaffeehaus-Kette hinaus schafft, an Vorurteilen und Widersprüchen unserer Gesellschaft ab.

Vor allem das Lied "Füttern verboten" hämmert dem Hörer diese mit Textzeilen wie "Schau im TV: Magersüchtige posen - Fotos sind erlaubt, aber Füttern verboten", ins Gesicht.

Im Vergleich zu anderen Platten verzichtet die "Schlaftabletten Rotwein"-Reihe auf einen thematischen roten Faden.

Die einzige Gemeinsamkeit der Lieder bestehe darin, Selbstzerstörung und Klischees zu thematisieren. "Es ist ein sehr experimentelles Album geworden", sagt der Künstler selbst.