Käfer im Essen! Kontrolleure decken auf

Von Ronny Licht
Chemnitz - Als Marina Gerlach (59) den Deckel von der Essens-Schale abzieht, wird ihr schlecht: Mitten auf ihren Nudeln thront ein großer Käfer. „Ich hab das Essen weggeschmissen.“ Die MOPO wollte es genau wissen - wie sieht es mit der Hygiene in der Chemnitzer Gastronomie aus?
Die Spaghetti mit Pesto, Hähnchen und Spinat hatte Marina Gerlach, die als Chef-Hausdame im Erotik-Studio „Belin“ arbeitet, bei einem Pizza-Lieferdienst bestellt.
Lieferdienst-Inhaber Mike Wendler konnte sich den Käfer im Essen nicht erklären. Trotzdem erstattete er die 5,99 Euro persönlich. Bei einer anschließenden Lebensmittelkontrolle beim

Lieferdienst gab es keinerlei Beanstandungen. Wendler: „Meine Chronik bei der Hygiene ist sauber.“
Das ist nicht überall so. Insgesamt 1132 Kontrollen führten die acht Mitarbeiter der Lebensmittelüberwachung in Chemnitz durch. Bei jeder fünften Prüfung gab es Beanstandungen - insgesamt 223.
Genau 135 Mal mussten Inhaber sogar kostenpflichtige Nachkontrollen über sich ergehen lassen, 105 Mal wurden Verwarnungen ausgesprochen, 50 davon mit Bußgeld.
Ein Stadt-Sprecher: „Hauptsächlich ging es um Hygienemängel, fehlende Reinigung und mangelnde Schädlingsbekämpfung.“ Unterm Strich waren es 28 Mängel-Anzeigen mehr als 2013 (1139 Kontrollen) - ein Anstieg der Anzeigen um fast 12 Prozent!
Einer, der die Kontrollen seit Jahren kennt, ist André Donath (50).
Das Chemnitzer Gastro-Urgestein - unter anderem „Turmbrauhaus“ und „Café Moskau“ - lobt die Kontrolleure: „Es ist eine Art Verbraucherschutz, es baut sich ein gesunder Eigendruck auf. Ich finde es gut, wenn die schwarzen Schafe aussortiert werden.“
Fotos: imago/Olaf Döring, Uwe Meinhold